Donnerstag, 23. Mai 2013

Von Christchurch, der Umgebung, Wohnungen und aggressiven Keas

Ja, ich hab's mir in den letzten Tagen hier in Christchurch gemütlich gemacht. Ich bin nun fast zwei Wochen hier, seit Samstag, den 11. Mai, von dem ich schon berichtet habe. Sonntags habe ich mich dann auf den Weg zur Banks Peninsula gemacht, der großen Halbinsel am Stadtrand. Mittlerweile habe ich gelernt, das sie aus den Überresten zweier sich überlappender Vulkane entstanden ist. Lange Zeit waren sie als Inseln die einzige Erhebung, bis der Meeresspiegel zurück ging und die Plains freilegte. Die Sonne schien, viele Leute genossen den Muttertag im Freien.

Auf der Moorhouse Avenue fuhr ich zunächst zu den Vororten am Meer und an der Küste entlang. Hier sind beim großen Erdbeben im Februar 2011 einige Hänge abgerutscht, die nun von einer langen Reihe aus Überseekontainern gehalten werden - eine bunte Reihe verschiedener (auch deutscher) Frachtunternehmen, teilweise mit Kunst bespannt. Wirklich sehenswert! Beim nächsten Mal mache ich Bilder... Mit einer Gondel kann man auf einen Berg fahren, um die Aussicht zu genießen, es geht aber auch kostenlos: Die Strasse zum kleinen Städtchen Taylors Mistake windet sich in steilen Serpentinen einen Berg hinauf, von dem man einen tollen Ausblick hat: auf die Stadt, den Strand und im Hintergrund die schneebedeckten Berge. Auf der anderen Seite geht's hinab zum kleinen Städtchen mit dem beliebten Surferstrand. Die Küstenstraße  nach Lyttleton konnte ich leider nicht weiter fahren, da sie abgerutscht ist. So fuhr ich über die nur grasbewachsenen Hügel zurück Richtung Stadt und nahm den einige Kilometer langen Tunnel durch den Berg. Dieser wurde vor ein paar Jahren gebaut, um es den Pendlern und den LKWs einfacher zu machen, denn Lyttleton war der offizielle Hafen der Stadt. Doch auch hier hat das Erdbeben seine Spuren hinterlassen, viele Anleger sind nicht benutzbar und die Frachter mussten auf andere Häfen der Umgebung ausweichen. Mit etwas Glück kann man aber immernoch Hektordelphine sichten - ich hatte keins. An der Küste ging es weiter um die Bucht herum. Hier ist es sehr ruhig, Grün bewachsen und das Wasser ist fast wellenlos. In der nächsten Bucht wurde die Strasse zur abenteuerlichen fast einspurigen Schotterpiste am Steilhang ohne Seitenbegrenzung und zog sich gefühlt ewig hin. Zum Glück kamen mir nur wenige Autos entgegen und wir quetschten uns in einer Kurve aneinander vorbei. Ab der Pidgeon Bay ist die Strasse wieder asphaltiert und ich folgte ihr zur Mitte der Halbinsel, in der sich die offizielle Zugangsstrasse befindet. Auf der südlichen Seite ging es eine weitere Bucht entlang nach Akaroa. Auch hier kann man Delphine beobachten und Touren buchen. Zudem gibt es eine schöne Hafenpromenade und ein Fudge House mit leckeren Fudge-Sorten, die man kostenlos durchprobieren kann. :-) Am späten Nachmittag nahm ich den Highway zurück - eine Strecke, die länger war als gedacht, da sie einen weiten Bogen nach Süden macht, bevor sie wieder auf die Vororte von Christchurch trifft. Mit Sonnenuntergang erreichte ich den Campingplatz und kochte in der Küche mein Abendessen. Dabei kam ich mit einem Baumpfleger aus Stuttgart ins Gespräch und wir quatschten bis spät in die Nacht über unsere bisherigen Reisen und weiteren Pläne.

Montags war es endlich soweit: Ich wachte schon aufgeregt auf, denn um 10 Uhr sollte ich bei meinem zukünftigen Arbeitgeber sein. Den Kontakt habe ich über meine Mama bekommen und er hatte mir per Mail einen Job versprochen. Es handelt sich um eine Möbelhauskette mit schicken Couches, Tischen und Stühlen. Typisch Frau überlegte ich ewig, was ich anziehen sollte und war so früh da, das ich noch eine viertel Stunde im Auto warten musste. Doch meine Aufregung war unbegründet, die Leute waren sehr nett, ich erzählte meinen Lebenslauf und sie versprachen, bis zum Wochenende meinen Arbeitsvertrag fertig zu machen. Mein Stundenlohn war zwar nicht überwältigend, aber wenigstens hatte ich einen Job! In einem warmen und wasserfesten Büro! Den Rest des Tages vertrödelte ich in der Stadt, kaufte neue Vorräte und suchte im Internet nach geeigneten WG-Zimmern. Da klingelte plötzlich mein Handy und ich wurde zum Haare schneiden in das neue WG-Zimmer eines Pärchens aus England eingeladen, das ich auch auf dem Platz kennengelernt hatte. Sie ist Friseurin, er Schreiner. Sie wohnen nun in einem tollen, modernen und sauberen Haus im Stadtzentrum, das dafür auch einiges an Miete kostet. Zu teuer für mich, ich wollte sparen. Da kam der günstige Haarschnitt inkl. Gespräch und Verabredung zu ein paar Drinks an einem kommenden Wochenende gerade recht.

Am Dienstag war Extremgammeln angesagt: Ich verbrachte den ganzen Tag an einem Picknicktisch auf dem Campingplatz. Erst abends fuhr ich zu meiner ersten WG-Besichtigung in den Vorort Spreydon unweit des Zentrums. Das Haus stellte sich als recht alt und einfach heraus, aber mit bunten Bleiglasfenstern, sauber und günstig. Leider hat es auch ein paar Risse vom Erdbeben abbekommen, wie fast alle Häuser in Christchurch. Das Zimmer war recht groß und mit einem Einzelbett, einer Kommode und einem Kleiderständer möbliert - ausreichend. Ich konnte mich aber noch nicht entschieden und noch weitere Zimmer anschauen. Viel war auf trademe aber nicht zu finden und so hatte ich nur noch eine weitere Besichtigung am Donnerstag.

Mittwochs ging es in den Orana Wildlife Park, weit draußen in der Nähe des Flughafens. Hier dürfen die Tiere fast zaunfrei in großen Gehegen leben. In traf zur Giraffenfütterung ein und reichte grüne Zweige, die die Tiere mit ihrer Zunge umschlungen, um die Blätter abzuziehen. Den Stängel hatte man im Idealfall noch in der Hand. Auch streicheln lies sich eine. Dann an den Zebras, Lemuren und Gazellen vorbei zu den Löwen und Tigern - meine Lieblingstiere! Hier verbrachte ich lange und beobachtete die Riesenkatze durch eine Glasscheibe. Dann zur Kiwi-Fütterung ins Nachthaus. Alle in Gefangenschaft gehaltenen Kiwis bekommen die gleiche Mahlzeit: Rohes Hackfleisch mit Getreide und Obst. So sollen sie sich schneller an ein neues Gehege gewöhnen, wenn sie zwischen den Zoos getauscht werden - überall ist es gleich. Im Vogelhaus hörte ich einem Tui beim Gesang zu (sie können jeden Ton lernen, auch Wecker und Handyklingeltöne) und beobachtete leuchtend grüne Kakatikis (Sittiche). Dann ging ich weiter ins Kea-Haus und schon bald kam einer der putzigen papageiengroßen Vögel neugierig angehobst. Was ich nicht merkte: Ich hatte noch meine Sonnenbrille auf dem Kopf und auf die hatte er es abgesehen! Blitzschnell sprang er auf meinen Rucksack und krallte sich in meine Haare, um sie runter zu werfen. So schnell wurde ich ihn dann nicht mehr los, denn seine langen Krallen verfingen sich. Als er wieder unten war attackierte er meine Jeans und meine Schuhe mit seinem langen Spitzen Schnabel und ich entkam nur durch eine Flucht hinter die Ausgangstür, während der Kea einige Stöcke suchte, um sie nach mir zu werfen. Wirklich kluge Tiere! Danach wirkten die Erdmännchen noch viel süßer als sonst schon. 

Nun war schon Donnerstag und abends brach ich zur nächsten Wohnungsbesichtigung in der Nähe des Zentrums auf. In der Anzeige stand etwas von einer zweistöckigen Villa, doch das war das Haus vielleicht vor 20 Jahren mal. Alles war verdreckt und verstaubt, die Farbe platzte von den Wänden und das Bad, das man sich zu viert teilen sollte, war winzig. Im Zimmer gab es zudem uralte Möbel und ein fleckigen Teppichboden. Günstig schön und gut, aber das wollte ich mir nicht antun! Ich ergriff gleich wieder die Flucht, überlies den anderen Interessenten den Vortritt und sagte in der Nacht noch in Spreydon zu. 

Was für ein toller Freitag: Morgens unterschrieb ich den Arbeitsvertrag, Mittags beantragte ich mein Steuernummer und abends zog ich in mein Zimmer ein. Als Willkommen belegte mein Vermieter und Mitbewohner Tony eine Pizza und wir aßen und quatschten zusammen mit Sarah, der zweiten Mitbewohnerin. Beide sind Mitte vierzig, entspannt und sehr nett! Dazu gibt es eine süße, zierliche, kuschelige aber scheue Katze namens Possum.

Gammelsamstag...

Sonntags ging's ins Canterbury Museum in der Stadt, mit Ausstellungen über Moas, Maoris, die ersten Siedler, Christchurchs Anfänge, asiatische Kunst, ausgestopften Vögeln, Porzellan, Edelsteine und Dinosaurier. Eine bunte und interessante Mischung. Danach ging's zum Künstlermarkt im Zentrum und eine große Runde vorbei an schönen alten Holzhäusern zurück zum Auto.





Mist, nicht festgehalten...


Schmusekatze


"Geh bloß weg!"


Tui

Kakatiki


Der Kea sieht so putzig aus...


... und ist doch so frech!

Schön aufpassen! 



Mein neuer Schlafplatz

Die süße Possum

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