Der Highway 1 ist meist recht unspektakulär und verläuft weit vom Meer entfernt im Landesinneren. Grüne Hügel, ein paar beeindruckende Weingüter und kleine Städtchen mit schönen Kirchen säumten die Strasse. Doch einige Kilometer vor Kaikoura trifft sie dann doch auf's Meer und folgt eng der Küste. Mittlerweile war es angenehm warm und meine Laune super. Da ich jedoch noch ein bisschen wandern wollte hielt ich in keiner der kleinen Buchten an, das wollte ich mir für den Rückweg aufheben. Zwei mal durchquert die Strasse in je einem Tunnel pro Fahrtrichtung die Klippen, begleitet von den Gleisen der TransCoastal Railway.
In Kaikoura angekommen fuhr ich zum nördlichen Point Kean Parkplatz. Hier dösten Robben direkt auf den Felsen, zwischen den Autos und auch auf der Bank. Die Aussicht über die Bucht auf die schneebedeckten Kaikoura Ranges war wunderschön. Der Walkway führt steil die Klippen hinauf und folgt dann ihrem Rand einmal um die Halbinsel herum. Der gesamte Rundweg vom und bis zum iSite soll in 3,5 Stunden zu schaffen sein. Ich beschränkte mich auf den Teil an der Küste und verbrachte genauso viel Zeit dort. Der Ausblick auf ein Wellen, die im Dunst liegende Küste und die Robben auf den Felsen am Fuß der Klippe war toll! Bei Ebbe kann man auch unten laufen, die Felsen sind aber extrem glitschig. Ich lief bis zum Aussichtspunkt an der Whalers Bay und dort die Treppen hinab zum steinigen Strand. Gemütlich schlenderte ich über die Kiesel und entdeckte gut getarnte winzige Krabben dazwischen. Mal wieder ein Beweis, das es sich lohnt, langsam zu machen und seine Umgebung genau zu betrachten. Ich genoss die salzige Meerluft und lief am Wasser entlang, als plötzlich etwas zwischen den Steinen schimmerte: direkt vor mir lag eine Paua-Muschel! Wunderschönes blau-grünes Perlmutt glitzerte in der Sonne. Ich freute mich wie ein kleines Kind! Ich würde keine im Laden kaufen, sondern hatte meine ganz persönliche, selbst gefundene! Und es blieb nicht die einzige, kurz darauf erkannte ich immer mehr der von außen unscheinbaren Muscheln. Dazu gab es auch gedrehte Schnecken, deren äußerste Schale abblätterte. Darunter lag Perlmutt in hellem Rosa. Ich sammelte viele schöne Exemplare ein und verstaute sie im Rucksack, bevor ich mich mit dem Sonnenuntergang auf den Rückweg zum Parkplatz machte. Von der Sonne selbst war nicht viel zu sehen, sie versteckte sich hinter dicken Wolken. Der Himmel jedoch verfärbte sich orange-rot, zusammen mit dem weißen Schnee auf den Bergen ein tolles Bild.
Da ich in meinen Unterlagen einen Voucher für eine kostenlose Nacht in einem Hostel gefunden hatte, löste ich diesen im örtlichen YHA am Rande der Bucht ein. Es liegt zwar ein wenig entfernt vom Stadtzentrum, dafür hat man den schönen Ausblick auf die Berge. Ich bekam ein Stockbett in einem Vierer-Zimmer, in dem schon zwei Einzelbetten belegt waren. Gerade als ich das Bett bezog kamen nacheinander meine Zimmergenossinnen zurück und wir stellten uns einander vor. Das Mädel aus der französischen Schweiz, das mit dem Fahrrad reist, skypte mit ihrem Freund und das Mädel aus Hamburg und ich beschlossen, in der Stadt was trinken zu gehen. Zwar hatten wir beide keine schicken Klamotten dabei, aber wir wollten ja niemandem beeindrucken. Was wir aber dann doch taten, da wir im Pub mit DJ zwischen den Mädels mit Minirock, Ausschnitt und High Heels ganz schön auffielen. Die Jungs schien es überhaupt nicht zu stören. Bei Bier und Cider tuschelten wir (typisch) über die Anwesenden, lachten viel und genossen den Abend.
Sonntags checkte ich um 9 Uhr aus und besorgte mir in der Stadt Kaffee und Scones zum Frühstück. Dabei entdeckte ich einen guten Fudge-Laden mit leckeren, weichen, cremigen Sorten - die Fudge Company. Nicht gerade günstig, aber es lohnt sich! Dann machte ich mich auf den Weg nach Süden. Die Sonne schien, es war angenehm warm (T-Shirt-Wetter) und es waren nicht viele Autos unterwegs. Wie geplant hielt ich an jeder Bucht an, lief über weichen Sand oder groben Kies, schaute in Höhlen, fand weitere Muscheln und sah Robben am Straßenrand. Achtung: Die können aggressiv werden, wenn man ihnen zu nahe kommt! Immer wieder gibt es kleine Campingplätze direkt am Meer, auf denen man auch mit Zelten oder Autos halten darf. Bezahlen muss man in einem winzigen Örtchen. In Cheviot bog ich auf die Gore Bay Road ab, eine schmale Strasse, die (wie der Name schon sagt) zur Gore Bay führt. Sie nennt sich auch Scenic Tourist Drive. Das Städten an der Bucht hat kleine, verwinkelte Gassen mit schönen Häusern, viel Grün und bunten Blumen. Die Wellen waren hoch genug für ein paar Surfer und rauschten laut durch den dunklen Kies am Strand. Eine Bucht weiter befindet sich die Manuka Bay, die man erreicht, wenn man ein Gatter durchquert und die Klippen hinab fährt. Hier war es recht einsam, keine Häuser, keine Leute. Bestimmt schön zum Wildcampen...
Kurz vor Christchurch, im Wairapa Valley, das bekannt ist für seine guten Weine und viele Weingüter, hielt ich am Mud House an. Ich probierte ein paar Weine und suchte mir zwei Flaschen Gewürztraminer aus. Zurück in der Stadt kaufte ich im Baumarkt noch Schmirgelpapier in verschiedenen Stärken, mit dem ich morgen die gefundenen Muscheln vom Kalk befreien und polieren will. Wie das geht und was dabei raus kam folgt morgen Abend. Erschöpft aber glücklich und begeistert von diesem tollen Wochenende kam ich im Dunkeln wieder Zuhause an.
Morgen (Montag, der 3. Juni) ist ein Feiertag, der Geburtstag der Queen. Ich muss nicht arbeiten, die meisten Geschäfte sind aber geöffnet.
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