Nach einer kalten Nacht ohne viele Sterne - der Vollmond war zu hell und dazu gab es noch Wolken - machten wir uns auf den Weg Richtung Mount Cook. Am Lake Pukaki gibt es einen Lookout, von dem man den Gipfel am anderen Ende des Sees sehen kann. Also theoretisch. Sieht man ihn nicht, sollte man sich den langen Weg dorthin sparen. Wie in unserem Fall. Im Visitor Center konnten wir aber sehen, wie der Berg hätte aussehen können. Also fuhren wir stattdessen zum Tanken und Einkaufen nach Twizel. Unsere Gaskartuschen waren fast leer und unsere Kühlbox auch. Im Supermarkt entdeckte ich Baked Beans und schlug sie Martin als Mittagessen vor. Er hatte sie in Schottland schon so gerne gegessen. Also wurden zwei Dosen gekauft und kurz darauf am Ufer des Lake Ohau mit Hilfe einer neuen Gaskartuschen erwärmt. Durch Martins Fernglas konnte man im Skigebiet am Berg sogar den Skilift und kleine Skifahrer erkennen. Von der Hauptstraße bogen wir kurz vor Oamaru nochmals ab, um uns die Clay Cliffs anzuschauen, vom Regen aus dem Berg gewaschene Lehmformationen auf einem Privatgelände, das man gegen kleines Geld betreten darf. Leider machte meine Kamera genau im falschen Moment schlapp: Als wir am höchsten und am weitesten vom Parkplatz entferntesten Punkt ankamen, an dem eine Schlucht in den Berg hineinführt. Das wird mir nicht nochmal passieren... In Oamaru gab es noch einen Kaffee im Sonnenschein auf der Terrasse der "Wrinkly Rams", dann fuhren wir zum Campingplatz in Otematata. Den Abend verbrachten wir nach einer heißen Dusche im örtlichen Pub, schrieben Karten, aßen leckeres Essen und tranken frisch gezapftes Bier und Cider.
Am nächsten Morgen hielten wir an einem der drei Staudämme, die mit dem Wasser aus dem Lake Pukaki Strom erzeugen. Laut Tafel vom Stromversorger und Reiseführer mehr als ein Kernkraftwerk und landesweit genug, um fast ganz Neuseeland mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Das nenne ich mal vorbildlich... Der nächste Stop waren die Maori-Felsmalereien bei Duntroon. Viele davon wurden aber abgetragen, um sie vor vandalistischen Touristen zu schützen, und sind nun in Museen zu bewundern. Richtung Küste wurde es nun immer flacher und bald tauchte das Meer neben uns auf. Bei strahlendem Sonnenschein und recht starkem Wind kamen wir in Oamaru an und versorgten uns im Fabrikvetkauf eines Gummibärchen-Herstellers mit Verpflegung. :-) Danach fuhren wir durch die schöne alte Innenstadt mit alten Gebäuden zur Pinguinkolonie am Hafen. Leider hatten wir nicht gewusst, das die Little Blues aber tagsüber außer Haus zum Fischen im Meer unterwegs sind. Nur bei Sonnenuntergang kann man sie bei der Wiederkehr beobachten - um diese Jahreszeit um ca. 18:30 Uhr. Also gab es lieber erstmal ein kleines Mittagessen mit Blick auf die riesigen Wellen, die sich an der Hafenmauer brachen. Wir entschieden uns, nicht bis abends zu bleiben, sondern der kleinen Küstenstraße weiter nach Süden zu folgen. In einem kleinen Ort namens Katiki stellten wir den Van auf einem kostenlosen Platz auf einer Klippe hoch über den tosenden Wellen ab und machten es uns in der Sonne gemütlich.
Freitags ging es morgens zur Ebbe an die Moeraki Boulders, bis zu zwei Meter große Steinkugeln am Strand, die nicht vom Wasser rund geschliffen wurden, sondern sich wie Perlen um einen kleinen Kern gebildet haben. Einige sind aufgeplatzt und man kann das Innere sehen. Im Ort Moeraki selbst ging es zum Leuchtturm, unterhalb dem Yellow Eyed Penguins und Seerobben wohnen. Leider waren aber auch hier nur die Robben anwesend. Den Rest des nun trüber werdenden Freitags nutzten wir, um Strecke zu machen. In Dunedin angekommen fuhren wir noch auf der Bergstraße über der Bucht nach Port Chalmers, doch dann begann es zu nieseln und wir beschlossen, erstmal auf dem Campingplatz unserer Wahl einzuchecken. Dieser befindet sich an einem kleinen Park in Stadtnähe. Nach einer Dusche und einem Snack war das Wetter besser - trotzdem kalt und windig - und wir machten wir uns nochmal auf den Weg in die Stadt. Am grau-weißen Bahnhof - angeblich einer der meistfotografiertesten der Welt - kann man für nur einen Dollar die Stunde parken. Im Bahnhof schauten wir uns die bunten alten Mosaikfliesen an und machten uns dann auf den Weg zum Hafenbecken und von dort zurück über die Princess Street zum Octagon, dem Mittelpunkt der Innenstadt. Beim Schaufensterbummel vergaßen wir die Zeit und hetzten bald darauf zum Auto mit der abgelaufenen Parkuhr zurück. Zum Glück ohne Knöllchen. Zurück am Campingplatz wuschen wir Wäsche, kochten und verbrachten den Abend im einigermaßen warmen großen Aufenthaltsraum.
Nach einer kalten Nacht begann unser zweiter Tag in Dunedin genauso kalt. Wir packten uns für die Stadt warm ein und parkten am gleichen Platz am Bahnhof. Dann trennten sich unsere Wege - ich buchte eine Tour durch die Cadbury-Schokoladenfabrik, während sich Martin auf den Weg zum Starbucks machte, um dort das kostenlose Wifi zu nutzen. Leider kann man an Wochenenden nicht die Produktion sehen, da dann die Maschinen zur Reinigung zerlegt sind. Die Tour dauerte dennoch eine Stunde, inklusive Film über die Geschichte, viele Erklärungen zur Produktion vom Guide, einem Wasserfall aus Schokolade im früheren Milchsilo und Verkostung von Gratisschokolade. Am Ende muss man natürlich durch den Gift Shop und Fabrikverkauf, wenn man raus will. Ich hab mich zurückgehalten! Echt! Aber allem konnte ich Schokoladensuchti dann doch nicht wiederstehen... ^^ Dann traf ich Martin wieder und wir machten uns auf den Weg zur örtlichen Library, um dort die PCs zu nutzen, um die Bilder auf meiner Kamera zu sichern. Leider durfte man diese nur 10 Minuten benutzen und dann machte die Bibliothek auch schon zu. Wir bummelten noch ein wenig durch die Strassen rund um das Octagon mit Kirchen und alten Gebäuden und machten uns dann auf den Rückweg - wieder mit abgelaufener Parkuhr. Abends schauten wir zwischendurch ein wenig Rugby, doch gingen früh ins Auto, da eine Korbball-Mannschaft aus gefühlt mindestens 30 Kindern eingetroffen war.
Sonntags schien wieder die Sonne und wir fuhren nach einem ausgiebigen Frühstück - Eier mit Bacon und Pancakes mit Ahornsirup - los. Diesmal hatten wir uns die Otago Peninsula vorgenommen. Direkt an der Küste entlang (mal wieder ohne Seitenstreifen und/oder Leitplanke) fuhren wir bis zum Royal Albatross Center an der Spitze. Hier befindet sich die einzige Albatross-Kolonie auf dem Festland, alle anderen befinden sich auf Inseln. Seit den 1930ern werden die Vögel, beobachtet, beringt und beschützt. Von einem Ausguck mit verdunkelten Scheiben kann man die im Nest liegenden und fast flüggen Vögel beobachten. Nur selten zog ein ausgewachsener Albatross eine Runde am Hügel entlang, um zu landen und eines der Jungtiere zu füttern - falsche Jahreszeit. Bald machen sich diese "Küken" auf den Weg rund um den Globus und kommen erst nach sechs Jahren auf See wieder hierher zurück, um selbst zu brüten. Sobald sie weg sind, kommen die Erwachsenen dieser Saison wieder, um zu brüten. Ab September wird also wieder viel mehr los sein. Als Abschluss wurden wir noch durch eine Wehranlage mit einer versenkbaren Kanone geführt, die hier für den zweiten Weltkrieg in den Hügel gebaut wurde. Sie wurde dann aber nie aus kriegerischen Gründen abgefeuert - Neuseeland war dann doch zu weit weg vom restlichen Geschehen. Zurück ging's über die Hilltop Road. Am Sandfly Beach rutschten wir die hohen und steilen Dünen zum Strand hinunter, an dem Seelöwen in der Sonne lagen. Nach einem Strandspaziergang war der Weg hinauf dann ungleich anstrengender... Diesmal übernachteten wir im Süden von Dunedin in Strandnähe auf einem Platz mit kostenlosem Wifi - das leider auf dem iPad nicht richtig funktionierte.
Montag morgens verließen wir Dunedin und zogen wieder am Meer entlang weiter in Richtung der Catlins. Durch dieses Naturschutzgebiet schlängelt sich eine schmale Strasse, oft ungeteert. Wir hielten nur an den Purakaunui-Fällen, einer der meistfotografiertesten Wasserfälle Neuseelands. Nach einem kurzen Walk durch den dichten Wald kamen wir an den Wasserkaskaden an und fanden, das sie diesen Titel verdient hatten. Die Zufahrt zu den Cathedral Caves (30 Meter hohe Höhlen am Strand) war leider gesperrt. Der Weg dorthin und zurück hätte fast zwei Stunden gedauert, die wir jetzt anderweitig nutzen mussten. Also machten wir Strecke und kamen kurz nach 5 an einem günstigen Campingplatz kurz vor Invercargill an. Hier wurde eine frühere Kohlegrube, die sich in der Mitte mit Wasser gefüllt hat, liebevoll mit den verschiedensten Bäumen und Büschen bepflanzt. Wir liefen den Rundweg über Brückchen und kleine Wege, bevor wir unser Abendessen im bunt beleuchteten Festzelt kochen durften. Im Winter ist es unbenutzt und bietet Schutz vor dem kalten Wind und ein wenig Wärme.
Morgens quatschten wir noch ein wenig mit der Besitzerin, während sie uns einen Kaffee für unterwegs machte und fuhren dann zum Bluff. Hier ist zwar nicht wirklich der südlichste Punkt von Neuseeland, die Inselspitze tut aber so und hier wurde auch ein gelber Wegweiser aufgestellt. Ich war nun schon am nördlichsten, östlichsten und (fast) südlichsten Punkt. Dann flohen wir vor einer aufziehenden Regenfront, die Steward Island am Horizont komplett verschluckte. Ein Besuch auf der Insel wurde somit ausgelassen. In Invercargill komplettierten wir in der Library die Sicherung der Bilder auf der Kamera und beantragten die Work-and-Travel-Visas (Visums, Visen???) für Australien. Jetzt heißt es zittern, bis die Bestätigungs-Mail kommt... Danach war das Wetter noch immer nicht besser und so fuhren wir im Regen Richtung Milford Sound. Mit ein paar kleinen Stopps erreichten wir den Platz am See in Manapouri kurz vor Sonnenuntergang. Nun sitze ich im Aufenthaltsraum und tippe, während Martin wieder das Abendessen gekocht hat. Danke Schatz! Morgen geht's zum Milford Sound!
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