Auch wenn es langsam Frühling wurde, die Nächte im Westen der Südinsel waren noch eisig kalt. Unter der Daunendecke habe ich mich in eine Fleecedecke eingekuschelt, darüber haben wir die dicke Felldecke gelegt. Mit unserer beider Körperwärme war es nun aushaltbar. Und das vom Milford Sound über Queenstown bis zu den Gletschern der Ostküste.
Nach einer solchen kalten Nacht in Manapouri weckte uns am Morgen das Prasseln von Regentropfen auf dem Autodach. Wie lange wir auch warteten, es wollte einfach nicht aufhören. Also krabbelte ich auf den Fahrersitz und parkte das Auto kurzerhand direkt vor der Dusche. Dabei haben wir leider nicht gemerkt, dass der Wasserkanister, der über Nacht draußen stand, zurückblieb. Ein bisschen Schwund ist immer... Auch nach der Dusche regnete es stetig weiter. Wir machten uns trotzdem auf den Weg und folgten der langen kurvigen Strasse zum Milford Sound. Die Berge um uns herum wurden von Wolken verdeckt, doch der Regen bildete überall unzählige kleine Wasserfälle an den Hängen. Trotz Schneekettenpflicht - die wir ja nicht erfüllen konnten - trauten wir uns im Schneematsch über den Pass. Im Sound angekommen hatten wir gerade die letzte Fähre verpasst und im Regen wollten wir eh nicht fahren. Nach kurzer schlechter Laune beschlossen wir, eine Nacht im einzigen Campingplatz vor Ort zu übernachten und verbrachten den restlichen Tag in der warmen Lounge.
Am nächsten Tag wurden wir dafür mit strahlendem Sonnenschein belohnt! Auch der Schiffskapitän verkündete, das wir einen perfekten Tag erwischt hätten, als wir früh morgens mit dem ersten Boot in den spiegelglatten Sund fuhren. Regenbogen funkelten in den Wasserfällen, auf den Felsen wärmten sich Fellrobben und Seelöwen und die Bäume leuchteten Grün in der Sonne. Wir lernten, das die Sounds hier eigentlich Fjorde sind und die Bäume an den Hängen einzigartig: sie können nur auf den steilen Felsen wachsen, weil sie sich über ihre Wurzeln aneinander festhalten und ein Netz bilden. Nachteil: stürzt doch mal einer ab, reisst er oft viele andere mit. Diese Baumart kann bis nach Gondwana, den Urkontinent, zurückverfolgt werden und es wird vermutet, das alle Bäume dort vernetzt waren. Klingt sehr nach Avatar... Draussen auf der Tasmanischen See konnten wir dann sehen, warum Cook bei seinen Neuseeland-Umrundungen zweimal am Milford vorbei fuhr - der Eingang liegt versteckt hinter einer Kurve. Nach fast drei Stunden kehrten wir verfroren in den Hafen zurück, aßen am Auto zu Mittag und machten uns auf den langen Rückweg. Beim Warten im Schnee am Homer-Tunnel unterhielten uns ein paar Keas, die auf unserem Auto rumhüpften, und wir halfen beim Anschieben eines kleinen Vans.
Am späten Abend erreichten wir den Lake Wakatipu und folgten seinem Ufer nach Queenstown. Doch heute wollten wir außerhalb auf einem günstigen Platz am See übernachten und hielten deswegen nicht an. Nachdem ein windgeschütztes Plätzchen gefunden war, kochten wir auf dem Gaskocher unser Abendessen, spielten noch ein wenig Karten und kuschelten uns dann unter die Decken. Am folgenden Morgen (Samstag) konnten wir morgens leider nicht die Tür wie sonst offen stehen lassen - zu viele Sandflys wollten sich zu uns kuscheln. Auch nach dem Aufstehen wurden wir sie nicht los. Bei mir stürzten sie sich auf die Füße, bei Martin auf die Arme. Wir machten uns schnell fertig und flüchteten in die Stadt. Zunächst suchten wir uns einen Campingplatz aus, dann liefen wir los: ins iSite, zum Hafen, durch mehrere kleine Geschäftchen und fürs Wifi zu Starbucks. Nun besaßen wir ein Reise-Monopoly und zwei Stücke leckeres Fudge. Nach einer Erholungspause aßen wir je einen der legendären Fergburger zu Abend (Wartezeit "nur" 45 Minuten) - lohnt sich wirklich, richtig lecker! - und gingen im Pub was trinken.
Nach Dusche und Frühstück stand uns ein Fahrtag bevor: Über Wanaka und den Haast Pass zu den Gletschern an der Westküste. Vom Aussichtspunkt in der Nähe des Lake Matheson schauten wir uns den Fox Glacier an und fuhren dann zum Franz Josef Glacier. Hier wollte ich eine geführte Tour machen, doch da der Gletscher momentan sehr klein ist erreicht man ihn nur per Helikopter und das war zu teuer. Also liefen wir den Track bis zum Aussichtspunkt in der Nähe der Abbruchkante. Nach 1,5 Stunden durch leicht ansteigendes Geröll kamen wir an und konnten das Eis von 300 Meter Entfernung sehen. Nach dem einfacheren Rückweg machten wir noch ein wenig Strecke zum ausgewählten günstigen DOC-Campingplatz am Lake Mahinapua Nähe Hokitika. Die Sonne ging glühend rot unter und beleuchtete die schneebedeckten Gipfel am anderen Ufer des Sees - wunderschön!
Mittlerweile hatten wir eine Technik entwickelt, um die Sandflys im Auto loszuwerden: Lüftung auf volle Pulle und heiß. Die auf dem Armaturenbrett gehen schnell ein, die anderen versammeln sich an den Fenstern, die dann nur noch eins nach dem anderen geöffnet werden müssen, um die beißenden Biester raus zu lassen. Wer dann noch nicht weg ist, wird irgendwann während der Fahrt erwischt.
Nach einem weiteren Fahrtag die Westküste hoch nach Westport - auch diesmal mit Sonnenschein und toller Brandung - liefen wir noch um das Cape Foulwind, bevor wir in der Stadt unsere Vorräte auffüllten. Dann ging es Landeinwärts. Am Nachmittag hielten wir spontan an der Buller Gorge Swingbridge (die längste Ein-Mann-Hängebrücke Neuseelands) und überquerten sie. Sehr wacklige Angelegenheit! Dann kamen wir schon bald in Murchison an, unserem Endpunkt für den Tag.
Dienstag morgens wollten wir eine Nebenstrasse nehmen, um den Lewis Pass zur Ostküste zu erreichen. Erkenntnis des Tages: Straßen, die ab einem bestimmten Zoomgrad auf der Karte im iPad nicht mehr zu sehen sind, werden nicht genommen! Denn diese "Strasse" stellte sich als besserer Forstweg heraus, der sich einspurig und ohne Leitplanke ca 10 km einen Berg hinauf und hinab schlängelte und dabei auch ein paar Bäche durchquerte. An sich nicht schlimm, ich fahre sowas gerne und habe Spaß dabei. Doch ich hatte ein wenig Angst um unser Auto, das ja nicht gerade Offroad-tauglich ist. Die Landstraße danach war einfach und zur Mittagszeit erreichten wir Hanmer Springs. Wir bummelten ein wenig durch die Stadt, holten uns einen Gourmet-Burger zum Mitnehmen und aßen in einem kleinen Park im Sonnenschein zu Mittag. Da der von uns ausgewählte Campingplatz wegen einer Schulklasse ausgebucht war, klapperten wir ein paar andere ab, bis ein anderer schöner gefunden war, und machten es uns den Rest des Tages im Auto gemütlich.
Leider folgte nach diesen Sonnentagen wieder ein Regentag. Wieder begann er schon morgens und hörte den ganzen Tag nicht richtig auf. Zum Glück nicht allzu schlimm, denn wir wollten den ganzen Tag nur ins Thermalbad. Kühler Regen von oben, während man im heißen Pool sitzt, ist nur einen Bruchteil so schlimm.
Pünktlich zum Aufbruch Richtung Küste kam die Sonne wieder zum Vorschein. Über eine kurvige Nebenstraße - aber asphaltiert und zweispurig! - kamen wir zum Highway 1 und folgten ihm der felsigen Küste entlang nach Norden bis Kaikoura. Wir parkten am Ende der Halbinsel und umrundeten bei Ebbe und eisigem Wind zu Fuß die Klippen, kleine Buchten und launische Seerobben, die sich im Ufergras sonnten. Ich war ja schonmal hier, wollte aber unbedingt wieder her, um eine neue Paua-Muschel zu finden. Leider waren die von mir so aufwändig bearbeiteten beim Versand nach Hause im wahrsten Sinne des Wortes Pulverisiert worden. Wir hatten Glück und jeder fand eine Muschel im Treibgut. Dann erklommen wir die Klippen und folgten dem Weg an deren Kante zurück zum Parkplatz. Ein kleines Stück wollten wir noch die Küste hinauf zu einem kleinen kostenlosen Campingplatz mit Toilette, wo wir bei immernoch starkem Wind schnell zwei Dosen Bohnen zum Abendessen kochten.
Am darauffolgenden Freitag erreichten wir nach ca. zwei Stunden Fahrt Blenheim. Im iSite informierten wir uns über die hiesigen Weingüter und wollten dann ins gegenüberliegende Muscle-Car-Museum - ich liebe amerikanische Autos! Doch das sah schon von außen sehr klein aus und kostete verhältnismäßig viel Eintritt, sodass wir uns umentschieden und uns gleich auf den Weg ins Vines Village machten. Nachdem wir in dieser kleinen Ansammlung von Geschäften zuerst in einem Nähladen Stoff kauften (mit neuseeländischen Motiven, werde ich zwei Kissenhüllen draus nähen), probierten und kauften wir im angeschlossenen Weingut einen leckeren Grauburgunder, aßen im benachbarten Café zu Mittag, suchten in der Fudge Factory zwei leckere Sorten aus und Martin kaufte dann noch ein Eis zum Nachtisch. Vollgefuttert und glücklich wollten wir nun ein wenig Sport machen. Drum fuhren wir an die Küste bei Rarangi und liefen den Anfang des Tracks zur Whites Bay. Dieser geht erstmal steil in Serpentinen den Berg hinauf. Nach zwanzig Minuten kamen wir völlig kaputt oben an und bemerkten, dass hier auch die Strasse entlangführte, die wir eh fahren wollten. Also liefen wir wieder zurück den Berg hinunter und fuhren nach einem Abstecher in die schöne kleine Monkey Bay mit dem Auto den gesamten Weg bis zur Whites Bay. Danach ging es nur noch ein kleines Stück unasphaltierten Schotterweg weiter bis in die Robin Hood Bay, in der wir wieder auf einem kostenlosen Parkplatz bei Wind und lautem Meeresrauschen übernachteten.
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