Dienstag, 17. September 2013

Im Norden: Von Rangern, Stürmen, Autoteilen und Abstürzen

Nach einer ruhigen Nacht Robin Hood Bay wurden wir am morgen wieder überfallen: Kaum verließen wir das Auto, stürzten sich die Sandfliegen auf uns. Martin steckte sich stylisch das Shirt in die Hose und die Hosenbeine in die Socken - sehr schick ;-). Sobald das Bett gemacht und das Frühstück hervorgekramt war, ergriffen wir die Flucht und setzten unseren Weg durch den östlichen Teil der Marlborough Sounds fort. 


Die Sonne schien und vom Schotterweg hatten wir immer wieder schöne Aussichten auf die Sounds und Buchten. Picton durchquerten wir schnell und fuhren Richtung Westen bis nach Nelson weiter. Beim Aussteigen am Supermarkt zog Martin ein wenig zu fest am schon gerissenen Plastikteil um den Türhebel - und brach es komplett durch. Die Tür ließ sich nun nur noch öffnen, wenn man das Rahmenteil festhielt. Meistens jedenfalls. Nun musste wohl bald ein neuer Griff her. 

Wir übernachteten südlich von Nelson und wachten Sonntags mit Regen auf. Bis nach dem Duschen hörte es nicht auf, doch dann wurde es doch noch schön, wenn auch ein wenig windiger. Heute war unser Ziel der Abel Tasman Park. Martin wollte nicht am Strand entlang wandern, da man hier ein Wassertaxi zurück bezahlen müsste. Die Kajaksaison zum Paddeln um die Buchten war auch noch nicht eröffnet. Also suchten wir uns einen Weg durchs Gebirge des Parks aus, zum Harwoods Hole. Hier läuft man nach einer halben Stunde Schotterstrasse ca. eine Stunde durch den Wald und über Steine und Wurzeln zu einem 200 Meter tiefen Sinkloch. Auf dem Rückweg bogen wir noch zu einem Lookout ab, der weitere 40 Minuten den Berg hinauf auf spitzen Felsen lag und von dem aus man einen spektakulären Blick nach Norden ins Tal hatte. Ein toller Weg und nicht zu schwer. Für die Nacht fuhren wir an die Küste südlich des Parks zu einem kleinen günstigen Campingplatz. Hier gab es Stahlkästen auf einer Säule und mit Abzug, in denen man Feuer machen konnte, um darauf zu kochen. Genug Holz lag schon bereit und wir holten noch einige Arme voll Treibgut vom Strand dazu. Nach dem Essen ließen wir die Tür des Grills offen, stellten die Stühlen davor und machten es uns mit Wein und Bier bis spät in die Nacht vorm offenen Feuer gemütlich. 

Am Morgen reichte das Holz noch, um Wasser für unseren Instant-Kaffee zu kochen und ein paar Spiegeleier zu braten. In Nelson suchten wir nach einem Schrottplatz und fanden auch einen, der hatte jedoch nur einen Griff in der falschen Farbe da. Dann machten wir uns bei Sonne und Wind auf den langen Weg zurück nach Picton, wo wir für dienstags die Fähre gebucht hatten. Unser Stop war schon recht früh am Nachmittag die Aussie Bay, in der wir uns auf einem winzigen DOC-Campingplatz unsere Stühle in die Sonne stellten und den Tag gemütlich beendeten. Zum Glück hatten wir die Stellplatzgebühr eingeworfen (das macht man hier ja selbst, ohne Rezeption), denn spät abends bekamen wir Besuch vom Ranger, der sich in die Einfahrt stellte und den Sammelbehälter kontrollierte. Das erste Mal, das wir einen sahen. Zwei andere Camper hatten weniger Glück, sie dachten, sie kämen ohne Gebühr davon... 

Dienstag morgens war der Wind schon recht heftig und wurde im Läufe des morgens noch heftiger. Uns wurde eine wackelige Fährfahrt vorausgesagt, doch wir fanden sie beide recht erträglich. Es schaukelte zwar, doch nicht so viel, das einem schlecht wurde. Im Hafen von Wellington peitschten die Wellen und der Wind heulte in Böen um das Schiff, das Mühe hatte, am Pier anzulegen. Sobald wir von Deck fuhren, spürten wir den starken Seitenwind der das Auto schaukelte. Die Menschen auf der Straße mussten sich dagegen lehnen, um nicht weggepustet zu werden. Wir fanden den Weg zum Base Hostel und parkten im Hinterhof - hier hatte ich ja auch schon übernachtet, der günstigste Stellplatz in Wellington, wenn auch nicht der schönste. Leider war es hier auch nicht windgeschützt, immer wieder schubsten Böen das Auto seitlich an. Ich konnte nachts kaum schlafen und hörte dadurch auch das Zerbrechen einer der Fensterscheiben im Hostel. 

Morgens kam zum Wind noch Regen. Dick verpackt trauten wir uns trotzdem in die Stadt, um einige Dinge zu organisieren. Bank, Vodafone, Starbucks für Wifi, ein wenig Sightseeing, einkaufen und ein Haarschnitt für Martin. Dann hatten wir die Nase voll und kämpften uns zurück zum Hostel.

Nach einer weiteren schaukeligen Nacht wollten wir nurnoch weg. Schon früh brachen wir zum Carter Observatory und Planetarium auf, um uns einen Film über die Arbeit von Astronomen und eine Präsentation des Sternenhimmels anzuschauen. Auch die Ausstellung über die Entstehung unserer Galaxie und den Planeten war sehr anschaulich und interessant. Nach einem kurzen Besuch in der German Bakery um die Ecke ging es weiter Richtung Norden. In Lower Hutt informierten wir uns auf Martins Wunsch über die hiesigen Filmsets vom Herrn der Ringe und ließen uns eine Karte der nahegelegenen Schrottplätze geben. Nach zwei Fehlversuchen bekamen wir endlich das passende Teil - ein bisschen Plastik für 60 Dollar! Dann ging es in einen Wald bei Upper Hutt, wo wir uns nach einem Regenschauer Rivendell anschauten. Hier wurde für den Film Bruchtal aufgebaut. Und leider wieder komplett entfernt. Nur eine Karte erklärt, welche Bäume wo im Film zu sehen sind und wo sich die Gebäude befanden. Dann fuhren wir wieder ein Stück zurück Richtung Wellington, um den Abzweig Richtung Westküste zu nehmen. Dort überquerten wir einen Pass statt des Highways, genossen den weiten Ausblick Richtung Norden und suchten uns dann einen kostenlosen Campingplatz für die Nacht.

Den kompletten Freitag nutzten wir zum Fahren und machten nur eine lange Mittagspause in Wanganui. Pünktlich dazu ließ sich endlich wieder die Sonne ein wenig blicken. Wir übernachteten bei Waverley auf einem Platz am Meer.

Nach einem Morgenspaziergang zum schwarzen Sandstrand mit Klippen und Höhlen fuhren wir landeinwärts zum Mount Taranaki. Dieser hüllte sich leider in dicke Wolken, doch wir ließen uns nicht davon abhalten, an seinem Fuße eine kurze Wanderung zu den Dawson Falls und eine lange zu einem Fluss mit Rockpools zu machen. Das Wetter schwenkte im Fünf-Minuten-Takt von Regen zu Sonne zu Hagel und zurück. Der weg war schlammig und die Felsen glitschig. Das bekam ich schon bald darauf zu spüren, als der Weg über Steine an einem kleinen Wasserfall führte. Das tiefe Profil meiner Schuhe ist perfekt für Wanderwege, zum Klettern aber nicht geeignet. Unsicher tastete ich mich schrittweise voran. Martin wartete schon längst am anderen Ende und kam mir gerade entgegen, um mir meine Kamera abzunehmen, dann rutschte mein linker Fuß vom Fels und in das eiskalte kniehohe Wasser. Ich verlor das Gleichgewicht und kippte nach vorne, konnte mich gerade noch mit der rechten Hand abstützen, um nicht zu fallen - die Hand, in der ich ein paar Sekunden vorher noch meine Kamera hatte. Klatschnass und zitternd vor Schreck krabbelte ich zu Martin ans Ufer, der mich erstmal zur Beruhigung in den Arm nahm. Den Rest des Weges war ich noch unsicherer und froh, jemanden zum Helfen dabei zu haben. Im Auto zog ich mich um und wir fuhren zurück ans Meer zu einem Platz mit kostenlosen Waschmaschinen - selten! - wo wir unsere gesamte Wäsche erledigten. Außer uns waren nur zwei andere Paare aus Wuppertal da und nach dem Abendessen trafen wir uns zum quatschen in der Küche, wo mir das eine Mädel erzählte, das sie an genau der gleichen Stelle mittags auch reingefallen wäre. 

Nun ging es an der Küste um den Mount Taranaki herum nach New Plymouth. Der Berg ließ sich den ganzen Tag nicht richtig blicken. Unterwegs hielten wir am Leuchtturm am Cape und am Shipwreck Beach, auf dem die letzten Reste eines kleinen Schiffes auf den Steinen verrosten. In der Stadt erneuerten wir unsere Vorräte und nutzen das Internet in der Bücherei für Updates und Mails. Ein wenig weiter nördlich wollten wir übernachten, doch die Plätze waren uns mit 17 Dollar plus Coins für die Duschen zu teuer. Wir entschieden uns für die kostenlose Variante und parkten unser Auto am Rand einer kleinen Schotter-Nebenstrasse. Psssst, nicht verraten! ;-)

Kein einziges Auto kam vorbei und nach dem Frühstück fuhren wir weiter die Küste hinauf zum Strand der Three Sisters. Wir waren ein wenig zu früh dran und Martin wollte nicht länger auf die Ebbe warten. Er lief schon los, ich machte es mir gemütlich, schlief noch eine Stunde und lief dann hinter ihm her. Die Felsen waren einfach zu umgehen und ich hatte es leicht - im Gegensatz zu Martin, der mir erzählte, wie er durch kniehohes Wasser waren und über die Felsen klettern musste. Gemeinsam spazierten wir in der Sonne über eine Stunde zwischen den schönen Felsformationen über den Strand. Dann ging es weiter Richtung Norden und zu den Glühwürmchenhöhlen von Waitomo. Auch dies kannte ich ja schon, fand die Höhlen aber trotzdem wieder wunderschön und faszinierend. Diesmal besuchten wir auch die Aranui Cave mit faszinierenden Stalaktiten und Stalagmiten. 

Wir übernachteten in Otorohanga, wo wir am kommenden Morgen ins Kiwi House gingen, um uns Kiwis und andere heimische Vögel anzuschauen - Martins erster lebender Kiwi. Danach fuhren wir weiter über Seitenstraßen ins Landesinnere Richtung Tongariro National Park. Die Berge waren wunderschön und mit dickem Schnee bedeckt. Leider, denn wie wir im iSite erfuhren war der 8-stündige Wanderweg Tongariro Crossing, den wir am nächsten Tag laufen wollten, deswegen nur mit Eispickel und Winterkleidung zu begehen. Wir hatten beides nicht. Auf dem kurzen Weg zu einem Wasserfall berieten wir uns über die Alternativen und entschieden uns für den Weg zu den nicht zugefrorenen Tama Lakes. Für die Nacht fuhren wir zum DOC-Campingplatz und brechen dann wohl morgen früh dick eingepackt und mit viel Proviant zu dieser nur 4-stündigen Wanderung auf - 4 Stunden pro Richtung!

Ausblick vom Lookout im Abel Tasman Park

Outdoor Barbecue am Abend

Neuer Türgriff ist montiert

Das Set von Rivendell = Bruchtal

Goblin trees auf dem Weg zu den Rock Pools am Mount Taranaki

Der überflutete Weg, meine Unglücksstelle 

Letzte Reste am Shipwreck Beach 

Mit mir sind es wieder Three Sisters :-)

Aranui Cave - ohne Glühwürmchen, dafür aber mit spektakulären Formationen

Mount Ngaruhoe vor dem Tag des Aufstiegs

Eine eisige Nacht! Minusgrade!

Auf dem Weg zu den Tama Lakes

Ausblick nach knapp vier Stunden 

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