Nur zu gerne nahmen wir dieses Angebot an, das bestimmt nicht viele Backpacker bekommen: Wir durften für einen Tag Beifahrer in einem der riesigen australischen Trucks sein! Unser Fahrer David, ein Freund und Nachbar von Shane, bei der wir ja gerade arbeiten, arbeitet auf einem Feedlot nicht weit von Almerta. Dort werden Rinder für die Schlachtung gemästet. David - meist Cummo genannt, eine Abkürzung seines Nachnamens - muss momentan viele Truckladungen günstige Gerste von einem Bauern zu den Silos des Feedlots fahren. Auf einer dieser Touren waren wir dabei.
Als wir freudig der Einladung zustimmten, wussten wir noch nicht, dass wir dazu morgens um halb vier bei Cummos Farm sein mussten. Mist, gerade für mich Schlafmütze. Verschlafen frühstückten wir also um drei Uhr morgens und packten dann ein paar Sandwiches in unseren Rucksack. Im stockdunkeln fuhren wir unseren Van über die Schotterstraße und scheuchten ein paar irritierte Schafe auf, die schleunigst in die Büsche am Straßenrand rannten. An der Einfahrt zu Cummos Farm wartete er auf uns und wir fuhren zusammen weiter zum Feedlot. Außer uns war nur ein einsamer Krankenwagen unterwegs, der uns plötzlich folgte. Es stellte sich heraus, das er zu einem der Angestellten des Feedlots wollte, der dort in einem Camper wohnt. Er hatte ein Problem mit seinen Augen. Dann parkten wir das Auto und kletterten schonmal in den Truck und bestaunten die vielem Knöpfe, während Cummo seinen Liebling von außen checkte. Martin machte es sich auf dem luftgepolsterten Beifahrersitz bequem, während ich mich auf das untere Stockbett setzte. Das obere war nach oben geklappt, damit mehr Platz ist. Wir konnten in der Kabine fast aufrecht stehen! Direkt neben dem Bett stand der Kühlschrank und hinter mir war die große Klimaanlage. Sehr komfortabel! Langsam setzte sich der glänzend weiße Truck in Bewegung und wir krochen über die Schotterstraße Richtung Port Augusta. Cummo erzählte uns, das andere Truckfahrer keine Rücksicht auf die Strasse nehmen, er aber schon. Er fährt so, das er sie eher planiert, statt sie aufzuwühlen. Also mit konstanten 40km/h. Unendlich langsam, für unseren Geschmack... Ein paar Kängurus hüpften vorm lauten Brummen davon, während am Horizont der erste Schimmer des Tages auftauchte.
Nach über einer Stunde erreichten wir die Asphaltstraße bei Wilmington und nach fast zwei dann die BP-Tankstelle in Port Augusta. Hier kauften wir uns einen leckeren Kaffee und warme Riesen-Muffins mit Karamell und Blaubeeren - extrem lecker!! Dann ging es mit 100km/h weiter über eine lange gerade Strecke Richtung Westen, auf der wir den Sonnenaufgang und eine grell beleuchtete Miene bestaunten. Der Ort Kimba, der bald folgte, befindet sich nach eigenen Angaben direkt in der Mitte auf der Strasse vom westlichsten zum östlichsten Punkt Australiens. Und hat einen riesigen pinken Kakadu (ein Galah) als Wahrzeichen. Kurz darauf bogen wir Richtung Süden auf eine weitere Schotterpiste ab, die gerade asphaltiert wird. Ein länger Umweg führt um die Baustelle herum nach Darke Peak und kurz darauf waren wir auch schon am Lagerplatz der Gerste angekommen.
Der Feedlot hatte diesen Getreideberg günstig erstanden, da seine Qualität für Brauereien oder Lebensmittelhersteller zu schlecht war. Für die Rinder reicht's. Ein Arbeiter schaufelte Gerste mit einem Bagger in eine Maschine, die das Korn dann nach oben und in unsere Anhänger beförderte. Der gesamte Ladeprozess dauerte über eine halbe Stunde, in der wir uns ein wenig die Beine vertraten. Cummo belud dann auch noch den Truck eines Kollegen, der diesen später abholen sollte, und quatschte eine halbe Ewigkeit mit den Angestellten. Dann wurde der volle Truck gewogen und wir machten uns schwerfällig auf den Rückweg. Wir hatten nun ein Gesamtgewicht von über 70 Tonnen! Jeder der 16 Gänge des Trucks wurde benötigt, um langsam zu beschleunigen - die Gangschaltung hat nur 5 wie beim Auto, aber mittels eines Hebels und eines Knopfs kann man jeden Gang in drei Unterteilen. Plus Rückwärtsgang macht 16.
Zurück in Kimba kauften wir uns ein Mittagessen und Cummo spendierte uns als Dank für die Unterhaltung zwei Bierdosenkühler mit Kimba-Motiv. Denn auch auf dem Rückweg unterhielten wir uns pausenlos über alle möglichen Themen, von unserer Reise und Plänen bis hin zu seiner Exfrau und seinen Zukunftsplänen. Währenddessen zog die grün-gelbe Landschaft mit einigen Bäumen und großen Getreidefeldern unter uns vorbei. In Port Augusta machten wir erneut kurz Rast, bevor sich der Truck schwerfällig auf dem Pass über die Ausläufer der Flinders Ranges Richtung Wilmington quälte. Im Schneckentempo krochen wir den Berg hinauf, begleitet vom lauten Rauschen der extra zugeschalteten Motorkühlung. Der Autofahrer hinter uns tat mir wirklich leid, denn er konnte lange nicht überholen. Dann erreichten wir wieder die Schotterpiste und scheuchten erneut ein paar Kängurus auf, die längere Zeit mit riesigen schnellen Sprüngen neben dem Truck dahinhüpften, da sie kein Loch im Zaun fanden, um auszuweichen, bevor wir sie doch noch mit 60 km/h überholen konnten. Im letzten Licht des Tages mussten wir noch ein entlaufenes Rind zurück ins Gatter befördern und erreichten dann erschöpft im Dunkeln wieder den Ausgangspunkt.
Vielen Dank an Cummo für diesen tollen Trip, die vielen interessanten Fakten zum Truck und den Strassenatlas! (In den will er uns noch ganz viele tolle Strecken und Infos einzeichnen.)
Cummos kleiner Truck
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