Mit dem Visum fürs zweite Jahr Work and Travel in der Tasche packte ich meinen kleinen Van und machte mich auf den Weg Richtung Norden. Es ist zwar nicht die ideale Reisezeit für diese Region - der Hochsommer naht mit extremem Temperaturen und tropischer Luftfeuchtigkeit - doch über Perth in den Süden Australiens zurück zu kehren wäre ein zu großer Umweg gewesen. Und die Strecke kannte ich ja auch größtenteils schon. Also wollte ich es trotzdem wagen.
Der erste Stopp war nach fast drei Stunden Fahrt (mit 80 km/h) der 80 Mile Beach. Wie der Name schon sagt ist dies ein extrem langer Strand und gleichzeitig ein geschützter Marinepark. Denn hier futtern sich jährlich Tausende Wattvögel voll, bevor sie sich auf den langen Flug nach Sibirien machen. Und es nisten hier Flatback-Schildkröten. Außerdem kann man auch gut Angeln und auf ausgedehnten Strandspaziergängen mit etwas Glück riesige Muscheln finden.
Bei extrem hohen Fluten kommen die Schildkröten zum Nestbau kurz nach Sonnenuntergang an den Strand. Als Freiwilliger kann man den Naturschützern dabei helfen, die fertigen Nester mit einem Stab zu markieren. Dieser gibt an, wo genau sich ein volles Nest befindet - denn in einer informativen Präsentation lernt man, das es in zwei von drei Fällen trotz buddelns nicht zur Eiablage kommt. Mit einer sehr schwachen Taschenlampe liefen wir in zwei Teams den Strand ab, bis wir eine frische Krabbelspur im Sand fanden. Zusammen mit zwei Australiern dürfte ich gleich bei der ersten Schildkröte bleiben. Im dunklen kann man diese kaum erkennen, doch man sieht den Sand, den sie mit ihren Vorderflossen im hohen Bogen zur Seite schaufelt. Erst wenn sie anfängt, mit den Hinterflossen eine runde Höhle in den feuchten Sand zu graben, darf man näher heran. "Unsere" Schildkröte war leider sehr wählerisch und brach ihre Arbeit mehrmals ab, machte sich auf den Weg zurück ins Meer und drehte dann doch wieder zur Düne zurück, um an einer anderen Stelle von neuem zu beginnen. Währenddessen saßen wir im Sand, unterhielten uns und schauten uns die unzähligen Sterne an. Schließlich fand die Flat ach dann doch eine gute Stelle und begann mit der Eiablage. Nun durften wir ganz nahe heran und die billardgroßen Kugeln bewundern. Bald darauf bedeckte die Schildkröte ihre Eier mit Sand und drückte diesen fein säuberlich fest, bevor sie sich auf den endgültigen Rückweg ins Meer machte.
Ein schönes, unvergessliches und sehenswertes Ereignis!
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