Nach langer, ergebnisloser Jobsuche bekamen wir ganz unerwartet eine E-Mail: Shane von der Almerta Station wollte wissen, ob wir noch verfügbar wären. Beim Blick auf das Absendedatum unserer E-Mail im Anhang stellten wir fest, das wir ihr schon fast einen Monat davor geschrieben hatten. Wir wussten garnicht mehr, auf was wir uns da beworben hatten. Aber wir antworteten gleich und vereinbarten dann am nächsten morgen per Telefon, dass wir zu ihr kommen, um alle Einzelheiten zu besprechen.
Also fuhren wir von Port Pirie Richtung Norden und dann landeinwärts über eine 60 Kilometer lange Schotterstrasse nach Orrorroo (es gibt auch eine asphaltierte, doch Martin wählte die kürzeste Route). Kurz darauf erreichten wir schon die Farm, die in einem hügeligen, felsigen Gebiet mit gelb-roter Erde, vielen niedrigen Sträuchern und einem Gum Creek liegt. Das ist ein ausgetrocknetes Flussbett, in dem viele grüne Gummibäume wachsen. Später erfuhren wir, das sie grün sind, weil ihre Wurzeln bis in einen unterirdischen Fluss unter dem Fluss reichen. Und bei starkem Regen fließt auch überirdisch Wasser. Die Station selbst in 40.000 Hektar groß und wird von 5.000 Schafen, ein paar Rindern, zwei Schafen, vier Eseln, vier Hunden, ein paar wilden Hauskatzen, vier Truthahnküken und natürlich der Familie Rowe bewohnt. Diese wiederum besteht aus den Eltern Shane (weiblich) und Patrick und den Kindern Courtney, Jack und Eliza. Neben dem Haupthaus gibt es einen Pool (juchuu!), ein paar große und kleine Schuppen, ein Sheering Shed, in dem die Schafe geschoren werden, und für die Scherer ein Haus mit großer Küche und Esszimmer und ein Wohnblock mit sechs Zimmern und drei Bädern. Da nur einmal im Jahr geschoren wird, stehen die Zimmer sonst leer und werden darum auch an Touristen vermietet.
Damit noch weitere Gäste kommen können, hat Shane günstig ein altes Ecohut gekauft. Das ist ein einfacher Wohncontainer mit drei nebeneinander liegenden Zimmern ohne Bad. Unsere Aufgabe war es nun, dieses alte Ding zu renovieren. Danach gäbe es noch andere Dinge und je nachdem, wie lange wir bleiben wollten, würde sie genug Arbeit für uns finden. Für den Anfang gab es 15 Dollar die Stunde inklusive Essen und Unterkunft in einem der Zimmer. Nicht schlecht!
Viel Arbeit wartete auf uns. Gleich abends sammelten wir noch alle Maße, malten einen Grundriss und eine Liste der Arbeitsschritte. Dann fingen wir an, die alte, dünne, hölzerne Innenverkleidung raus zu reissen. Martin machte weiter, während ich mit Shane nach Port Augusta zum Einkaufen fuhr. Das dauert je Strecke allein schon über eine Stunde. Wir bekamen nicht alles und Shane musste am nächsten Tag nochmal los, um die bestellten Gipskartonplatten abzuholen. Ärgerlich.
Da die alte Innenverkleidung getackert war, verbrachten wir noch viel Zeit damit, die alten Tackernadeln aus den Wänden zu ziehen. Dann tauschten wir ein paar alte, morsche Balken aus, entfernten eine Wand und verbreiterten die zweite Trennwand. Das geht hier in Australien recht einfach, da die Wände nur aus Holzbalken bestehen, nicht aus Stein. Dann war auch schon unsere erste Woche zu Ende.
Wir konnten uns unsere Zeit frei einteilen und hatten am Wochenende mindestens einen ganzen Tag frei. Alle paar Tage lud uns Shane zum Abendessen ins Haupthaus ein und wir redeten und lachten viel. Patrick ist leider fast immer mit seinem Scher-Team auf verschiedenen Farmen unterwegs und nur alle paar Wochen zuhause. Shane macht fast alles alleine und trägt die ganze Verantwortung für die Farm.
In unserer zweiten Woche bastelten wir die neue Isolierung in die Wand, montierten Gipskartonplatten an Wänden und Decke, verputzten und schliffen alle Nähte mehrmals ab.
Nun sind wir in der dritten Woche, in der wir neue Türrahmen einpassen, die Fenster putzen und reparieren und dann alle Flächen grundieren und streichen werden. Das Dach macht ein Profi und die Elektrik wird nochmal fachmännisch geprüft, den Rest haben wir alleine gemacht.
Fazit: Viel Arbeit, aber dafür werden wir nicht nur mit unserem Gehalt, sondern auch mit einem tollen Aufenthalt auf einer Farm mit einer netten Familie, vielen Tieren und einer wunderschönen Natur belohnt!
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