Am Morgen lief ich bevor ich losfuhr in Tolaga Bay an den Strand. Eigentlich wollte ich nur die frische Luft genießen, war aber schon bald fleißig am Muscheln sammeln - sehr viele Schneckenmuscheln waren hier in der letzten Nacht an den Strand gespült worden. Laut der Locals wohl mehr als sonst. Ich wusch sie an einem kleinen Bach aus und packte sie in Küchenrolle und einen Plastikbeutel ein. Dann fuhr ich los, weiter die Küste hinunter. Bei Gisborne kam ich wieder auf den Highway, dem ich bis Napier folgte. Dort machte ich eine späte Pause und erkundete zu Fuß die Stadt, die wegen ihrer vielen schönen Art-Deco-Bauten auch "Art Deco Capital" genannt wird. Bei einem Erdbeben wurde viel von der Stadt zerstört und eben in diesem Stil wieder aufgebaut. Der Stadtkern ist jedoch nicht riesig und so fuhr ich nach einer Stunde weiter nach Hastings, wo ich nach einem schnellen Einkauf im Supermarkt im Holiday Park kochte und übernachtete. Sobald ich angekommen war, schmiss ich den Beutel mit Muscheln aus dem Auto, weil er erbärmlich stank. Beim erneuten Waschen entdeckte ich noch eine tote Schnecke...
Nach einer kalten Nacht erwachte ich mit einem leichten Husten. Das abwechselnd nass-kühle und dann wieder warme Wetter bekommt mir wohl nicht so. Und dazu noch die trockene Luft der Klimaanlage im Auto... In der Apotheke besorgte ich Hustenbonbons, die ich den ganzen Tag lutschen musste, da ich gleich wieder zu husten begann, sobald ich damit aufhörte. :-( Als erstes stand das Cape Kidnappers und die dortige Basstölpelkolonie auf dem Tagesplan. Leider hatte ich es aber versäumt, mich vorher schlau zu machen, was ich erst dort bemerkte: Die Kolonie ist nur bei Ebbe zu erreichen und gerade war Flut. Also nicht. Nächstes Ziel war die SH52 an der Küste entlang. Doch hier musste ich nach der Hälfte zurück zum Highway, weil mein Tank bei der kurvigen und hügeligen Strasse nicht ausreichte. Irgendwie war heute der Wurm drin... Wenigstens hatte ich den Ort mit dem längsten Namen der Welt gesehen - Taumatawhakatangihangakoauauotamateapokaiwhenuakitanatahu. In Dannevirke (von Dänen gegründet) tankte ich und verließ den Highway dann wieder in Pahiatua, um an die Küste zum abgelegenen Castle Point mit seinem weißen Leuchtturm zu kommen. Ich traf kurz vor Sonnenuntergang ein und lief am Strand entlang, um ihn mir vom Leichtturm aus anzusehen. Auf dem Rückweg zum Campingplatz fand ich zwei Krabbenpanzer, einer davon so groß wie meine Handfläche und noch mit Beisswerkzeug. Schade, das der Kleine nicht mehr lebt.
Durch das Meeresrauschen schlief ich diese Nacht super! Morgens regnete es mal wieder, also blieb ich lange im Van liegen. Nach dem Duschen skypte ich mit meinen Eltern (Egal wie abgelegen, Wifi gibt's fast immer! Wenn auch nicht kostenlos...) und machte mich dann auf den langen Rückweg zum Highway. In Carterton fuhr ich wieder ab, diesmal Richtung Cape Palliser, dem südlichsten Punkt auf der Nordinsel. Nach einer langen, aufregenden, stellenweise einspurigen Schotterstraße inkl. Flussdurchquerung und Kuhgittern (das sind diese Brücken aus Metallstäben, über die man zwar fahren kann, über die sich die Rinder und Schafe aber nicht drüber trauen) entlang der oft felsigen Küste erreichte ich zunächst den Parkplatz der Putangirua Pinnacles. Diese Gesteinsformation wurde aus den Berghängen gewaschen und kann nach einem Walk angeschaut werden. Man hat die Wahl zwischen zwei Wegen, für die man je 1,5 Stunden braucht: einem steinigen Flussbett zum Fuß der Pinnacles oder durch den Wald zu einem Lookout. Ich wollte nicht faul sein und entschied mich für den Lookout. Leider. Steil, viele Stufen, extrem anstrengend für mich Faulpelz! Aber aufgeben war nicht drin, also Zähne zusammenbeißen. Total platt kam ich an und ruhte mich erstmal aus. Die Aussicht auf die Steine war zwar schön, aber den harten Weg haben sie nicht unbedingt gerechtfertigt. Statt den gleichen Weg zurück zu gehen lief ich gleich bergab und nahm den Weg über das Flussbett zurück. Durch den Wald wäre es zwar auch fast nur bergab gegangen, ich wollte aber beides gesehen haben. Wenn schon, denn schon. War auch ins gute Entscheidung, denn es machte sehr viel Spaß, dem kleinen Flüsschen über das breite Schotterbett zu folgen und immer wieder über den kurvigen Bach zu springen. Insgesamt machte der Ausflug damit Spaß und ich war froh, mich mal wieder angestrengt zu haben. Danach erreichte ich bald das Cape mit seinem rot geringelten Leuchtturm. Um hinauf zu gelangen muss man 250 Stufen erklimmen. Meine Beine fühlten sich nach der neuerlichen Anstrengung an wie Pudding! Ich muss definitiv mehr Sport machen... Die Aussicht entschädigte aber! Wieder auf dem Rückweg hielt ich Ausschau nach den Fellrobben, die hier zu Hunderten leben sollten. Ich wollte schon aufgeben, als plötzlich ein Kopf zwischen den Felsen auftauchte! Schnell angehalten und rausgesprungen, entdeckte ich noch zwei weitere Robben daneben und kurz darauf noch ein paar mehr. Sie tarnen sich wirklich gut und sind erst bei genauem scannen der Felsen zu entdecken. Gerade dachte ich noch "Zwar nicht Hunderte, aber wenigstens sieben", als ich um die nächste Ecke bog und plötzlich viele mehr entdeckte. Zwar vereinzelt auf den Felsen, meist tief und fest schlafend, aber trotzdem sehr niedlich!
Da es in der Gegend des Capes laut meiner Campingplatz-App nicht viele Plätze gab, machte ich den Fehler, mich dafür zu entscheiden, schon im Dunklen noch nach Upper Hutt, einem Vorort von Wellington zu fahren. Die schlimmste Autofahrt meines Lebens! Die Strasse ist zwar ein Highway, aber extrem steil und kurvig und mit meinem umgebauten Van mit seinem recht hohen Schwerpunkt nicht leicht zu fahren. Was die Einheimischen hinter mir mit ihren leichten Autos nicht so gerne sahen. Hier fuhr keiner langsam, sondern raste so schnell es ging den Berg hinauf und hinab. Ich nicht und wurde zum Bremsklotz. Die entgegenkommenden Fahrzeugschlangen blendeten, die A-Säule war dauernd im Blickfeld, dann begann es zu nieseln, wobei meine alten Scheibenwischer wenig halfen, sondern nur verschmierten, und dann kam noch dichtester Nebel dazu. Als ich in eine Bucht auswich, um die Drängler hinter mir vorbei zu lassen, hätte ich beinahe ein Schild überfahren. Ich war heilfroh, als ich unbeschadet mein Auto auf dem Campingplatz parkte! Nie wieder! Ich würde mich zwar als gute Autofahrerin beschreiben, aber das war mir definitiv zu viel!
Wieder wurde es nachts ziemlich kalt. Meine Kuscheldecke hielt mich aber warm. Ich schlief wegen des Hustens trotzdem nicht gut, wachte dauernd auf. Am Morgen las ich im Reiseführer, das ich gerade in den Gärten von Isengard übernachtet hatte. Lord-of-the-Ring-Fans wissen, was gemeint ist. ;-) Nur wenige Meter weiter liegt auch der Steinbruch von Hellms Klamm und Minas Tirith. Interessierte mich zumindest wenig, mich zog es in die Stadt: Wellington, the Windy City. Absolutely positively. Am Michael Fowler Center in Hafennähe parkte ich - da Samstag war für günstige 9$ Tagespreis - und machte ,ich zu Fuß auf den Weg durch die Stadt. Zunächst an den Hafen, dann über eine Brücke zum Civic Center mit seinen hohen Palmensäulen und weiter zum iSite, um nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt zu fragen. Dann über den Lambton Quay, einer schönen Einkaufsstraße, zur Talstation der Cable Car. Diese überwindet auf einer Strecke von 610 Metern 120 Höhenmeter und ist selbst in diesem Steigungswinkel gebaut - man muss ein paar Stufen hoch, um nach vorne zu gelangen. Oben angekommen hatte man einen schönen Blick auf die Stadt und den Hafen. Dann lief ich im strahlenden Sonnenschein durch den botanischen Garten zu den vier Parlamentsgebäuden. Auf dem Rückweg über den Lambton Quay kaufte ich ein wenig ein, dann ging es am Wasser entlang zurück zum Parkhaus. Unterwegs findet samstags in einem unterirdischen Parkdeck ein Künstlermarkt statt, den ich mir nicht entgehen lies. Strick, Fleece, Schmuck, Nähutensilien, Stoffe, Kunst und Kuchen werden hier angeboten. Auf dem Dach fand eine Pro-Cannabis-Demo statt, mit Livemusik auf einer Bühne und viel blauem Rauch. Mit dem Auto fuhr ich zu Base Backpackers an der Cambridge Terrace, die im Hinterhof mitten in der Stadt günstige Stellplätze haben. Nur 15$ kostet hier eine Nacht - in Nähe der Fähre und es unfassbare 50$! Man muss aber schnell sein, es gibt nur sechs Parkplätze. Trotz qualmender Füße lief ich dann doch nochmal in die Cuba Street, eine mit Kunst geschmückte Einkaufsstraße in einem hippen Viertel.
Morgen geht es mit der Fähre auf die Südinsel!
Kilometerstand: 4.422 :-)
Da will ich dich doch glatt beushcen kommen wenn ich die Bilder alle sehe... Bitte mehr davon!
AntwortenLöschenGruesse aus Florenz,
Jenni