Dienstag, 30. April 2013

Vom Geysir und einem Marae über die Baumwipfel nach Osten

An diesem Sonntag schaute ich mir ein wenig davon an, was Taupo und Rotorua so bekannt macht: die Thermallandschaft. Als Morgenspaziergang fuhr ich zu den Craters of the Moon, einem ca. einstündigen Rundweg durch rauchende Erdlöcher, kochende Schlammbecken, sprudelnden Geysiren und bunten Fumerolen. So dachte ich zumindest, denn so stand es in der Broschüre. Doch auch jemand vom Marketing kann noch auf Marketing reinfallen... Auf der flach bewachsenen Talsenke rauchte es zwar an vielen Stellen (naja, Rauch ist falsch, es ist heißer Wasserdampf), aber das war es auch schon fast gewesen.

Der Geysir ist nicht aktiv, im Schlammbecken blubberte nichts und richtig bunt war es außer an ein paar rosa und grünen Stellen nicht. Kann man sich meiner Meinung nach sparen... Also schnell nach Orakei Karako. Zweiter Versuch. Und diesmal war ich begeistert! Nach einer Mini-Bootsfahrt über einen kleinen See erreicht man einen Steg direkt neben einer Gesteinsformation, die aussieht wie eine große Lavawalze, die sich in den See schiebt. Auf ihr sprudelt es aus vielen Löchern in rot, Braun und Orange, das heiße Wasser fließt durch natürlich entstandene Rinnen ab und dämpfend in den See. Am Rand sprudeln abwechselnd zwei Geysire auf weiß-rosanen Felsvorsprüngen, in der Ferne blubbert es schwefelgelb. Und im abgelegenen Schlammloch blubbert der Schlamm auch wirklich. Er kocht übrigens nicht, sondern heiße Dämpfe blubbern hier durch den Schlamm an die Oberfläche und erzeugen diesen Effekt. Ich war begeistert! Würde ich immer wieder machen!

Danach hatte ich genug von stinkenden Thermaldämpfen und lies den bekanntesten Park, Wai-o-tapu, aus. Dafür besuchte ich in Rotorua das Maori-Kulturzentrum Te Puia. Es ist sehr auf Tourismus ausgelegt, was man schon an den modernen Eingangsgebäuden, dem Einlass über Barcodes und den davor wartenden Reisebussen erkennen kann. Ich wollte aber etwas von der Maori-Kultur sehen und stellte mich brav hinter einem asiatischen Reiseleiter an, der Probleme mit seinem Gruppenticket hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich dran war, und ich fand es nicht mal schlimm, wurde dann aber vom Ticketverkäufer überrascht: er lies mich als Local rein, weil ich so viel Geduld gezeigt hätte! So bezahlte ich statt 57 nur 22$! :-) Ich erwischte gerade noch die von einem Maori geführte Tour. Er erklärte uns an einigen Stationen ein wenig zur Kultur, dem Flecht- und Schnitzhandwerk und der Geschichtsüberlieferung der Maori. Da sie keine Schriftzeichen kennen, überliefern sie ihre Legenden über geschnitzte Bilder an ihren Versammlungshäusern, den Marae. Dabei werden Menschen aus Demut mit falschen Proportionen und mit bösen Fratzen dargestellt, da in ihrem Glauben nur ihr Gott das Recht hat, Menschen zu formen. Und nur wer die Geschichte zum Bild kennt, kann das gezeigte Bild deuten, kennt er sie aber einmal, wird das Bild ihn immer wieder daran erinnern. Ein Beispiel: Welche Geschichte verbirgt sich hinter diesem Bild: Ein kleines Mädchen in einem roten Kleid trägt einen Korb, im Hintergrund steht ein Wolf.

Es ging weiter zu einem kleinen Kiwi-Gehege, einem Schlammloch und einem Geysir, der meist unaufhörlich sprudelt und dessen Wassersäule bis zu 20 Meter hoch reichen kann. Dann machte ich mich schnell auf den Rückweg zum Marae, um die gerade beginnenden Aufführung nicht zu verpassen. Zunächst wurde ein Stammesfürst unter den Touristen ausgewählt, der dem Stammesfürst der Maori gegenüber treten sollte. Dieser wurde am Tor durch einen bedrohlichen Tanz und durch ein Geschenk begrüßt. Durch Annahme des Geschenks bekam er den Respekt des Stammes und durfte nach einem Begrüßungslied das Gebäude betreten, zusammen mit seinem Stamm. Es folgten ein paar Tänze und Lieder, die auch geschichten des Volkes darstellen, und bei denen mir am besten einer gefallen hat, in dem weiße Bommeln an langen Seilen synchron herumgewirbelt werden. Die Bommeln stehen dabei für kleine, herumschwirrende Vögel.

Nach diesem Kulturtag buchte ich am folgenden Montag wieder eine Tour. Diesmal nichts mit Wasser, sondern mit Bäumen: Durch die Baumwipfel, die über Ziplines und Hängebrücken verbunden wurden. Schon im Geschirr lief die kleine Gruppe, zu der ich gehörte, durch den Wald zur Startplattform. Unterwegs wurden uns ein paar Bäume erklärt und warum der Boden hier so federte: Wir liefen auf einer zwei Meter dicken Schicht aus Blättern, Ästen und Erde, die weich und nachgiebig ist. Nach einer obligatorischen Sicherheitseinweisung folgte die erste Zipline und Hängebrücke. Auf einer der Plattformen bekamen wir ein paar heimische Vögel gezeigt und erklärt, später auf einem zweiten Bushwalk ihre bösen Feinde, die eingeschleppten Säugetiere, die seitdem den Vogelbestand Neuseelands beträchtlich reduziert haben. Deswegen hört man so selten welche... Doch ob die uns gezeigte und als human bezeichnete Possumfalle wirklich so nett ist, möchte ich bezweifeln: Zieht das Possum am Köder, löst es damit einen Mechanismus aus, der ihm blitzschnell eine Nadel in den Kopf stößt und eine Ladung CO2 injiziert. Das sofort tote Possum bleibt unter der Falle liegen, was andere Possums nicht davon abhält, den gleichen Fehler zu machen. Nach 12 Injektionen und einem Berg aus 12 Leichen unter der Falle ist die Kartusche leer und die nächsten Possums überleben.

Nach dem Ende der dreistündigen Tour fuhr ich weiter in den Norden, zurück an die Küste, an die Bay of Plenty. Dann folgte ich dem Pacific Coast Highway Richtung Osten und übernachtete auf einem netten kleinen Campingplatz in Opohe Beach. Am folgenden Dienstag fuhr ich fast nur - die Küstenstraße entlang bis zum East Cape und noch ein Stück weiter in den Süden. Unterwegs entdeckte ich immer wieder schöne Sandstrände, felsige Buchten, die Strasse überschattende knorrige Wälder und wie immer viel Weideland. Mir begegnete fast kein Auto, die Sonne schien, der Himmel war Blau, das Meer wunderschön blaugrün. Ein toller Tag! Nur zum Cape kam ich nicht ganz, da die letzten zwei Kilometer der Schotterpiste durch eine Steinlawine abgeschnitten waren. Doch wenigstens konnte ich den Leuchtturm schon sehen. Ich übernachtete direkt am Strand in Tolaga Bay und genoss den leuchtend roten Sonnenuntergang hinter den Bergen.



















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen