Nach der ruhigen Nacht im Wald und dem Abschied von den anderen machte ich mich zu Fuß auf den Weg - meine erste kleine Wanderung. direkt am Parkplatz des DOC-Campingplatzes beginnt ein Wanderweg durch den Trounson Kauri Forest. Am Eingang muss man seine Schuhe reinigen und die Sohle mit einem Anti-Pilz-Mittel einsprühen. Der Weg ist sehr schmal, an vielen Stellen gerade mal ein Trampelpfad, dann wieder ein Boardwalk, und führt direkt durch das Unterholz. Da es noch sehr früh war, war die Luft recht kühl, der Wind toste durch die Bäume. Nur hörte man leider nur wenige Vögel und sah überhaupt keine. Immer wieder entdeckt man Kauri-Bäume, die in diesem Wald aber noch recht jung sind, "nur" so um die 500 Jahre. Nach einer halben Stunde erreichte ich wieder den Parkplatz, ein schöner Morgenspaziergang.
Nach wenigen Kilometern erreichte ich wieder den berühmteren Waipoua Forest, in dem die richtigen Kauri-Riesen stehen. Am ersten Parkplatz könnte man zwischen drei Routen wählen, eine war gesperrt. Zuerst lief ich zu den Four Sisters, vier Kauris die eng im Kreis stehen und sich eine Wurzel teilen. Alle Bäume sind hier mit Holzzäunen geschützt, damit man nicht zu ihnen hinlaufen und sie berühren kann. Ihre Wurzeln sind wohl sehr dünn und empfindlich, sodass zu viele trampelnde Touris den Baum durch ihre Unachtsamkeit töten könnten. Weiter ging's zu Te Matua Ngahere, dem zweitgrößten Kauri, gemessen nicht an der Höhe, sondern am Volumen. Er ist schwerer zu erreichen, doch hier sind ein Wege im Gegensatz zum anderen Park gut ausgebaut, recht breit und somit wenig abenteuerlich. Der Baum ist nicht so hoch, dafür aber wirklich breit! Und zudem wahrscheinlich um die 2.000 Jahre alt! Was er schon alles gesehen haben muss... Naja, nicht viel außer seinen Entdecker, die Arbeiter vom Park und Tausende von Touris, die sich täglich mit ihm fotografieren lassen. Heute war ich zum Glück alleine da, traf nur auf dem Weg fünf Leute.
Ich fuhr weiter zum größten bekannten Kauri: Tane Mahuta. Er steht nicht weit von der Strasse und ist wirklich beeindruckend hoch. Man kann ihn von zwei Plattformen aus betrachten und bekommt ihn kaum ins Bild. Ich fühlte mich winzig!
Wieder auf der Strasse suchte ich die Kouto Boulders, rund geschliffene Felskugeln am Strand des Hokianga Harbour, zu erreichen nur über eine schlammige Schotterpiste. Dort angekommen wurde ich enttäuscht, da der hohe Wasserstand verhinderte, dass ich alle Steine erreichen konnte. Zudem waren sie viel kleiner als erwartet, gerade mal 50 cm im Durchmesser. Also lieber weiter zu den richtig großen Steinen, den Wairere Boulders. Diese Steine liegen in einem Flusstal in einer hügeligen Landschaft und auch sie wurden einst von einem Gletscher den Hang hinab hierher gerollt und dabei rund geschliffen. Es nieselte noch immer und die Schotterpiste war extrem aufgeweicht. Als ich ankam sah mein Auto schrecklich aus. Auch hier war niemand weit und breit zu sehen und ich hatte den Weg durch, über, unter und um die Felsen drumherum für mich alleine. Es machte sehr viel Spaß, dem Weg zu folgen, da man nie wusste, wohin er als nächstes abbog, ob man einen Felsen hinaufklettern musste, eine Brücke überquerte oder sich ducken müsste, um sich durch eine Höhle zu quetschen. Und dazwischen im er wieder ein schöner Ausblick auf die riesigen mit Moos bewachsenen Bälle und den plätschernden Bach darunter.
Nun beeilte ich mich, noch so weit wie möglich die Landzunge zum Cape Reinga hinauf zu kommen, doch der einsetzende Regen und die Sturmböen zwangen mich dann doch recht früh auf einen Campingplatz. Dort bekam ich aber Dank des Wetters einen Platz direkt an den Toiletten und Wifi-Guthaben geschenkt.
Nach einer sehr stürmischen Nacht, in der ich immer wieder aufwachte, weil mein Auto von einer Böe angeschubst von links nach rechts wackelte, fuhr ich direkt hoch ans Kap. Kurz vor der Ankunft hörte der Regen auf, doch dafür wurde es extrem neblig. Ich sah kaum noch, wohin ich fuhr und war schon enttäuscht, doch nach einem kurzen Marsch zum Leuchtturm klärte sich der Himmel doch noch kurz auf und ich konnte die Brandung und das Meer sehen, die ich vorher nur gehört hatte. Doch schon nach wenigen Minuten zog sich die Nebelwand wieder zusammen und ich verließ das Kap kurz bevor mehrere Reisepusse mit Touristen eintrafen - Glück gehabt.
Nun war jedoch mein Tank fast leer und es regnete noch immer. Mit nur wenigen Tropfen Benzin im Tank schaffte ich die 116 km zur Tankstelle in Awanui, musste dafür aber leider die Sanddünen und den Ninety Mile Beach auslassen. Danach hatte ich kein Glück mehr: Der Parrot Place, ein Papageiengarten, auf den ich mich schon gefreut hatte, lies mich 10 Minuten vor Feierabend nicht mehr rein und auch die Waitangi Treaty Grounds in der Bay of Islands machten schon zu, als ich dort ankam. Dort wurde damals der Friedensvertrag zwischen den Maori und den Siedlern unterschrieben. Mehr könnte ich erzählen, wenn ich rein gekonnt hätte... Dann eben zur Schokoladenmanufaktur und danach nen schönen Campingplatz direkt am Meer gesucht.
Nur war es schon Mittwoch und ich eine ganze Woche in Neuseeland! Gleich nach der Weiterfahrt erreichte ich den Ort Kawakawa, in dem das einzige von Hundertwasser designte Gebäude der südlichen Hemisphäre steht: eine öffentliche Toilette. Mit bunten Fliesen und Glasflaschen, die Licht durchliessen und ohne rechte Winkel. Und unter dem Waschbecken ist ein Wal in die Wand modelliert. Danach besuchte ich die Glühwürmchen in den Kawiti Glowworm Caves. Auch hier war ich der bisher einzige Besucher an diesem Tag. Aber es war ja noch früh. Also bekam ich ganz allein eine exklusive Führung und Erklärung. Sobald die Lampe ausgeschaltet ist tauchen Tausende von kleinen grünen Leuchtpunkten an der Höhlendecke auf, die gemeinsam so hell leuchten, dass man nachdem sich di Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sogar die Felsen und Stalaktiten erkennen kann. Dabei halten sie einen festen Abstand zueinander ein, wie ein gleichmäßiges Netz. Die Würmer sind ca. 2,5 cm lang und jedes liegt in seiner eigenen kleinen Hängematte, an der es Fäden aus Speicheltropfen hinaushängen lässt, um damit herumschwirrende Moskitos zu fangen. Nach 11 Monaten verpuppen sie sich, schlüpfen nach einer Woche als Mücke und haben dann gerade mal drei Tage, um einen Partner zu finden und Eier zu legen, bevor sie sterben - wenn sie nicht vorher schon in die Fäden eines Artgenossen geraten und gefressen werden. Nach mehren Höhlen, durch die ein kleiner Bach fließt, kommt man zurück ans Tageslicht und überquert die Hügel über die Felsen zurück zum Parkplatz.
Nächster Halt: Das Kingdom of Zion in Whangarei. Was ich nicht wusste: Dieser Park mit 33 Raubkatzen wird von einem Typen betrieben, der sich selbst den Lion Man nennt, eine TV-Sendung hat und sowas wie der Crocodile Hunter ist. Dementsprechend teuer ist der Eintritt, aber da Tiger meine Lieblingstiere sind, wollte ich trotzdem rein. Neben einem Panther, Bengalischen und weißen Tigern gibt es 2 Geparden und viele normale und weiße Löwen. Darunter auch der Löwe von Narnia, der auch in vielen anderen Werbespots und Filmen mitgespielt hat und bis vor ein paar Jahren direkt neben dem Lion Man wohnte und viel Zeit mit ihm verbrachte. Dann wurden aber die Gesetze geändert und keines der Tiere darf mehr direkt angefasst werden. Und die eifersüchtigen Nachbarn auf dem Nachbarhügel passen gründlich auf, das man sich auch daran hält...
Nun stehe ich nach einer ruhigen Nacht noch auf dem Campingplatz in Pakiri, packe gleich meine Sachen zusammen und mache mich dann auf den Weg zum Nachbarstrand, wo ich einen Halbtagesritt am Strand und durch die angrenzenden Wälder gebucht habe.
ach wie schön ;-) die Fotos kommen mir so bekannt vor. Schade, dass du deren 90 mile Beach ausgelassen hast, der ist total schön.
AntwortenLöschenLG
Natalie