Nach der kleinen Auszeit in Raglan erneuerte ich noch schnell meine WOF (Waranty of Fitness - der neuseeländische TÜV) und fuhr dann über ein abgelegene Landstraße nach Waitomo. Auf dem Weg gab es neben langer Schotterpiste fast nur die Bridal Veil Falls zu sehen, die so hoch sind, dass sich das Wasser bei Wind am unteren Ende verwehen lassen kann und einen Regenbogen erzeugt. Da es die Tage vorher aber viel geregnet hatte, kam zu viel Wasser runter, als dass dies hätte funktionieren können. Ein kleines Stück nördlich von Waitomo, in Otorohanga, besuchte ich das Kiwi House, eines der wenigen Gelegenheiten, einen Kiwi lebend zu sehen. Das Gehege befindet sich in einer Halle, in der Nacht und Tag durch künstliche Beleuchtung vertauscht wurden, sodass man die nachtaktiven Tiere auch mittags beobachten kann. Zudem ist es auf Naturboden gebaut, damit die Kiwis den ganzen Tag wie in der freien Natur Würmer suchen können. In der Aussenanlage gibt es noch einige andere Vögel, Enten, Eidechsen und Frösche zu sehen.
In Waitomo angekommen buchte ich eine Tour für den kommenden Tag und besuchte dann die berühmten Glühwürmchenhöhlen. Hier kann man nach einer kleinen Einführung zum Leben der Larven und der Entstehung der Felsen in einem Boot in absoluter Dunkelheit und Stille durch die Höhle gleiten und die unzähligen Glühwürmchen an der Decke bestaunen. Meine Nacht verbrachte ich auf einem Stellplatz neben dem örtlichen Hostel, das praktischerweise direkt neben dem Startpunkt der gebuchten Tour lag.
Am nächsten Morgen (Donnerstag, mein Geburtstag) trafen wir uns schon um 9 Uhr an der Black Water Rafting Company zum Höhlen-Tubing. Hier darf man durch eine Höhle klettern, unterirdische Wasserfälle hinabspringen und in einem Gummireifen durch den Fluss paddeln. Zunächst bekam jeder Neoprensocken und -schuhe, sowie eine Neoprenlatzhose und -jacke und einen Helm mit Lampe. Dann stiegen wir in einen kleinen Van, der uns zum Übungsplatz fuhr. Hier durfte sich jeder einen Schwimmreifen aussuchen, der zum jeweiligen Hintern passte, dann übten wir den Tausendfüßler - jeder setzt sich in seinen Reifen und hält die Füße seines Hintermanns unter den Armen fest - und den Sprung vom Wasserfall - Reifen mit beiden Händen hinter dem Rücken halten, rückwärts an die Kante stellen und nach hinten in den Reifen springen. Das Wasser im Fluss war eisig kalt und mir blieb die Luft weg! Nach Luft ringend krabbelte ich aus dem Wasser. Doch sobald sich das Wasser im Anzug an die Körperwärme angepasst hat, ist es kuschelig warm. Später merkte man die Kälte nur noch, wenn an den Armöffnungen frisches Wasser reinlief. Wieder zurück im Bus fuhren wir nun mit den Reifen zum Höhleneingang, einem winzigen Spalt, durch den ein kleines Flüsschen in die Höhle plätschert. Im Innern erwarteten uns bereits ein paar riesige Wetas, eine Heuschreckenart, die hier in den Höhlen lebt. Einige haben 10 cm lange Körper! Und alle haben ellenlange ekelhaft dünne Beine. Igitt! Schnell ein Gruppenbild gemacht und los ging die Kletterei. Es machte viel Spaß und war nicht anstrengend, nur die Hände verschrammte ich mir beim Festhalten an einigen Wänden. Nach dem ersten kleinen Rückwärts-Hüpfer (ca 1 Stunde) machen wir eine kleine Pause, setzten uns, bekamen Schokofische zur Stärkung und ein bisschen Glühwürmchenkunde. Langsam konnte ich es auswendig. :-) Dann schlossen wir uns zum Tausendfüßler zusammen, schalteten unsere Helmlampen aus, ließen uns auf dem mittlerweile größeren Fluss treiben und bestaunten die Leuchtpunkte an der Höhlendecke. Am Ende sollte sich jeder auf eigene Faust im Dunkeln aus der Höhle hinauspaddeln. Der Ausgang war nach der dunklen Höhle wunderschön: Die Sonne schimmerte durch den grünen Wald und beleuchtete die Stalaktiten und Felsen. Zurück im Camp (3 Stunden nach Aufbruch) wusch jeder seinen Neoprenanzug in Desinfektionsmittel, nahm eine heiße Dusche und traf sich mit dem Rest der Gruppe zu einer heißen Tomatensuppe mit Bagel. Eine wirklich tolle Tour mit netten Leuten, die jeden Cent wert war!
Den Rest des Tages fuhr ich nach New Plymouth, weil ich mich kurzfristig entschlossen hatte, mir Mount Taranaki anzusehen. Auf dem Weg machte ich einen Strandspaziergang zu den Three Sisters, die nach Einsturz der dritten "Schwester" nur noch aus zwei Steinsäulen bestehen. Es war zwar mein Geburtstag, ich konnte ihn aber nicht so wirklich genießen. Gerade an diesem Abend hatte ich großes Heimweh und auf dem Campingplatz gab es weit und breit niemanden um mich abzulenken. Ich "feierte" also alleine mit einer Minitorte (Muffin + Kerze) und einem Rest Weißwein.
Mount Taranaki ist ein perfekter Vulkankegel, dessen Spitze fast immer mit Schnee bedeckt ist - mal mehr, mal weniger. Nach dem Jahrhundertsommer zwar weniger, er war aber trotzdem sehr schön anzusehen! Ich schaute ihn mir vom Lake Mangamahoe aus an, doch er versteckte sich noch ein wenig im Morgennebel. Gerade als ich zurück auf dem Highway war lichteten sich die Wolken und ich bekam doch noch den Gipfel zu sehen. Doch schon bald bog ich wieder nach links Richtung Norden ab, in den Forgotten World Highway. Dieser führt über Berge, durch Täler und Plateaus sowie eine Schlucht und einen einspurigen Tunnel 150 km durch Niemandsland. Da man auf den geteerten Abschnitten nie mehr als gemütliche 60-80 km/h fährt und in Kurven und dem ungeteerten Teil viel langsamer, braucht man für die Strecke zwar fast 4 Stunden, doch es lohnt sich. Die Hügel sind hier nicht so weich wie im Norden, sondern schroff und teilweise felsig. Und da Herbst war fingen sich die Bäume an rot, gelb und Orange zu verfärben - einfach schön! Am Ende der Strecke taucht plötzlich der Lake Taupo auf, eine riesige dunkelblaue Fläche. Die Strasse führte dann bis auf Wasserhöhe hinab und an der Küste entlang bis nach Taupo, wo ich müde von der langen Fahrt schon früh in meinen Van krabbelte.
Am kommenden Tag war es richtig kalt, obwohl die Sonne schien. Eigentlich wollte ich raften gehen, entschied mich aber wegen des Wetters doch dafür, kein Boot sondern ein 4D-Kino mit Wassereffekten zu betreten. Doch kaum war ich am Empfang des Whitewater Rafting schwärmte mir das Mädel dahinter vor, was für tolles Wetter heute wäre, ideal zum raften. Ich solle doch unbedingt die Tour mit dem Schwierigkeitsgrad 3 (auf einer Skala von 1 bis 5) machen, die an diesem Tag stattfand. Also entschied ich mich doch dafür, parkte mein Auto um, holte meine Schwimmsachen und stieg um 11 Uhr in den Shuttle zum Headquarter am Südende des Sees. Auf dem Weg stellten sich alle kurz vor und neben mir saßen zwei deutsche Köche aus der Nähe von München - woher auch sonst. Im Headquarter wieder das gleiche: erst bekam jeder seine Ausrüstung (Schuhe, Socken, Latzhose, zwei Fleecepullis, Regenjacke, Helm und Schwimmweste), dann gab es eine Sicherheitseinweisung zum Bergen von über Bord gegangenen Teamkollegen. Im großen Bus zum Startpunkt (wir waren heute 33 Leute verteilt auf fünf Boote) saß ich wieder neben einem deutschen, diesmal aus Stuttgart. Weil wir uns gut unterhielten wurden wir gleich in ein Team gesteckt, zusammen mit einem englischen und einem asiatischen Pärchen. Unser Guide war ein Maori, der unsere Schläge auf Maori zählte, gute Anweisungen gab und uns zwischendurch viel über die Natur und den Fluss erzählte. Bis die erste der 52 zu bewältigenden Stromschnellen kam übten wir das richtige Paddeln und Wenden. Dann ging's los. Es war nicht anstrengend, aber hat sehr viel Spaß gemacht! Die größten Stromschnellen waren die besten, wir wurden durchgeschüttelt und mussten uns oft festhalten, um nichts ins oder aus dem Boot zu fallen. Nach der Hälfte gab es auf einer langsam fließenden Stelle eine kleine Pause mit Schokofischen und heißem Kakao. Der Rest klappte dann fast von allein, wir waren mittlerweile ein eingespieltes Team, überholten die anderen Boote und erreichten als erste den Endpunkt. Zurück im Camp schälte sich jeder aus den nassen Klamotten, bekam ein Bier und einen Hot Dog. Ich kaufte die Fotos und versprach sie an die anderen weiter zu geben. Als Dank nahmen mich die beiden Köche mit zu einem kostenlosen Campingplatz und kochten mir zum Abendessen einen leckeren Eintopf mit Karotten, Kartoffeln, Pilzen und Rindfleisch.
Bilder vom Tubing und Rafting folgen.
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