Montag, 15. April 2013

Von Pinguinen, Autoradios, Stränden und Campingplätzen

An meinem letzten Tag in Auckland habe ich morgens endlich mein Auto abgeholt. Die Reparatur war ein wenig günstiger als angekündigt, aber trotzdem noch teuer. Aber dafür war der Wagen ja auch günstiger...

Dann stürzte ich mich in den Linksverkehr, was erstaunlich gut klappte. Vielleicht, weil ich in Thailand schon mit dem Roller links gefahren bin.

Die Breite eines Autos ist aber viel schlechter abzuschätzen und auch das Rechtsabbiegen muss ich noch üben - dem lauten Hupen einiger anderer Autos nach zu urteilen. Als erste kleine Tour ging's zum Kelly Tarltons Sea Live, das direkt an der Küste liegt und unterirdisch gebaut ist. Am Parkplatz gibt es nur ein kleines Häuschen als Eingang, bevor es nach unten ins Aquarium geht. Dort gibt es eine große Pinguinkolonie, die man erst beim pfeilschnellen Tauchen im Becken und dann an Land im Eis beobachten kann. Ich war glücklicherweise genau zur Fütterung um 11 Uhr da und konnte zuschauen, wie Eimer voller Fische gierig in einem Stück verschluckt wurden. Einige Kaiserpinguine sorgten für Lacher, als sie der Pflegerin hinter ihrem Rücken die Fische aus dem Eimer klauten, nur um sie in hohem Bogen durch die Gegend zu schmeißen. Gegessen haben sie nur aus der Hand. Danach ging es weiter mit Riesenrochen und einem Förderband, auf dem man durch einen Tunnel in einem Haibecken im Kreis kutschiert wurde. Nach ein paar weiteren Quallen, Fischen und Seepferdchen war man auch schon durch. Fazit: Schön für Pinguinfreunde, sonst nur was für kleine Kinder. :-)

Auf dem Parkplatz checkte ich die Ausrüstung, die schon im Auto war und fuhr dann zu einem Warehouse, um Fehlendes und frische Bettwäsche zu besorgen - die benutzte wollte ich nicht nutzen. Den Rest des Tages habe ich dann im Hostel damit verbracht, die Route der nächsten Tage zu planen. Das Auto musste ich leider in einem teuren Parkhaus parken, da das Hostel keine eigenen Parkplätze hat.

Am vierten Tag in Neuseeland sollte mein Roadtrip beginnen. Nachdem ich beladen mit allen möglichen Taschen (ich hab nicht ordentlich gepackt, weil ich im Auto wieder auspacken wollte) ausgecheckt und meinen Van erreicht hatte, räumte ich auf, um, aus und bezog das Bett neu. Voller Vorfreude stieg ich ein, wollte das Radio aufdrehen (hatte ich am Tag vorher nicht angemacht, weil ich mich noch auf den Linksverkehr konzentrieren wollte) und wurde enttäuscht: kein Leuchten, keine Musik. Also nochmal zur Werkstatt. Fazit: Power-Knopf ist nach innen eingedrückt, das Radio kaputt, ein neues muss her. Nach einem Fehlversuch in einem Elektronikladen ergoogelte ich mir eine Werkstatt namens Rapid Radio, die sich als Tuner herausstellte. Man wollte mir aber trotzdem gerne helfen, auch wenn mein Honda zwischen den dicken BMWs, Jeeps und einem Ferrari fehl am Platz wirkte. Schnell war ein Radio ausgesucht und eingebaut, gratis dazu brannte mir der Verkäufer schnell eine MP3-CD mit Kiwi-Liedern. Sehr nett! Und ich bekam 50% Backpacker-Rabatt! Wer also ein neues Radio braucht: nur zu empfehlen!

Dann ging's endlich los, es war schon fast 12 Uhr. Nach einer ersten kurzen Verwirrung fand ich den Twin Coast Discovery Highway, eine ausgeschilderte Scenic Route rund um die Nordinsel. Mein erstes Ziel sollte Karekare Beach sein. Auf dem Weg hielt ich mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, ganz zum Leid der Autofahrer hinter mir. Als ich sie dann vorbei lies, quittierte mir ein Beifahrer das mit wüsten Beschimpfungen und seinem Mittelfinger... Nach einem Abzweig ist die Straße zum Strand nur noch einspurig und führt steil und gewunden einen Berg hinab, man sieht entgegenkommende Fahrzeuge spät und kann kaum ausweichen. Doch der Weg ist sehr grün, dicht bewachsen und schön! Auf Meereshöhe angekommen habe ich geparkt und auf dem Trampelpfad zum Strand eine Gruppe getroffen, mit denen ich schnell ins Gespräch kam. Wie sch rausstellte waren 2 der 3, ein Geschwisterpaar, mit ihren Eltern vor 20 Jahren aus Deutschland nach Neuseeland ausgewandert. Sie kamen ursprünglich aus München, wie Lisa. Der Karekare Beach ist ein ziemlich breiter schwarzer Sandstrand mit einer Felsnadel in der Brandung, links und rechts eingefasst von Klippen. Dort brachen sich die Wellen und schossen durch eine schmale Rinne auf die Küste zu. In einem Rockpool, einem kleinen See auf den Klippen, fand ich einen Krabbenpanzer und viele andere Krabbenteile. Die armen schienen die Brandung nicht überlebt zu haben...

Nach einem kurzen Abstecher nach Pahi, einem benachbarten Strand, der aber bewohnter ist und sogar ein paar Läden vorzuweisen hat, ging's den Berg hinauf zurück auf die Hauptstraße und weiter nach Swanson, um zu tanken und einen Supermarkt zu finden - noch hatte ich nichts zu essen und zu trinken. Tanken ist hier recht teuer, der Liter 91er Super kostet momentan um die 2,25$, also mit 1,47€ so viel wie in Deutschland. Als ich erneut falsch abbog, weil die Straße neu gebaut wurde und noch keine Schilder des Scenic Drive angebracht waren, fand ich auch einen großen Supermarkt.

Auch den Weg nach Muriwai Beach fand ich nicht gleich. Ich war so frustriert und genervt, das ich mein GPS anstellte und mich navigieren lies. Schon blöd, ohne Kartenleser und Navigator auf dem Beifahrersitz... Zum Glück hatte ich mir davor Schoko-Cookies gekauft, die meine Laune wieder hoben. :-)

Der Car Park am Strand befindet sich direkt hinter der Düne eines extrem langen schwarzen Strandes, der hier an einer Klippe, auf der eine Basstölpelkolonie nistet, beginnt. Man darf ihn sogar befahren. Zum Abendessen gab es endlich was Warmes: Nudeln mit Soße. Neben den Asiaten in der Küche, die ihr Gemüse hackten und den Reiskocher fertig machten, wirkte ich in wenig fehl am Platz - was sie mich auch spüren ließen.

Die erste Nacht im Van war zum Morgen hin recht kalt (was Dank einer Kuscheldecke besser wurde) aber gemütlich. Die Matratze ist aber recht dünn und irgendwann spürt man die harte Holzplatte darunter...

Nach dem Frühstück (Toast mit Marmelade) und einer Dusche besuchte ich am Sonntagmorgen vor meinem Aufbruch die Basstölpel. Auch hier brechen sich die Wellen spektakulär an den Klippen und in einer Felshöhle, um dann unterirdisch durch ein Loch in der Felsendecke nach oben zu schießen. Viele Tölpel waren leider nicht mehr da, da die Jungtiere schon ihre Reise zu ihrem Felsen weit draußen im Meer vor Darwin angetreten haben, wo sie erwachsen werden und dann nach Muriwai zur Partnersuche und zum Brüten zurückkehren. Diese Reise machen sie nur ein Mal im Leben, ohne den Weg zu kennen und ohne vorher gelernt zu haben, wie man fischt, danach bleiben sie bis zu ihrem Tod an einem Ort. Keiner weiß bisher, warum.

Schnell den Camper aufräumen, das Bett machen und los weiter Richtung Norden. Zunächst an den Shelly Beach auf der Landzunge South Head, der sich als Ministrand an einem Bootsanleger herausstellte. Aber man hatte einen schönen Blick über die Bay zum Festland. Dann weiter über Helensville und Wellsford nach Matakohe, zum "world famous" Kauri Museum. Hier kann man die verschiedenen Arten, die Fällung und Zerlegung erkunden. Und eine große Sammlung Bernsteine aus Kauri-Harz bewundern. Ganz nett, aber die vielen Puppen, die Szenen aus alten Tagen darstellen, fand ich eher gruselig...

Ich machte Strecke: Durch weite Hügellandschaften mit Schaf-, Rind-, Alpaka- und Emuweiden, hinauf und hinab und sehr kurvig. Je weiter man nach Norden kommt, umso weniger Palmen sieht man. Die langen flauschigen Schilfwedel sind aber allgegenwärtig.

Auf dem Campingplatz im Waipoua Forest will ich heute übernachten. Man fährt bergab in den Wald hinein und je tiefer man fährt, umso höher werden die vielfältigen Bäume und Sträucher, die direkt am Straßenrand stehen. Zum Campground führt eine Schotterstraße. Er ist nur sehr klein, bei meiner Ankunft war alles leer, nur zwei Männer schienen hier zu übernachten und ein paar Maoris bastelten nahe der Straße an Autos - alles Männer und nicht sehr vertrauenserweckend. Schnell fasste ich den Entschluss: Hier will ich nicht übernachten! Zurück durch den Wald fuhr ich in den Trounson Kauri Park. Nach 8 km Schotterpiste erreichte ich den Campingplatz, auf dem ich gleich zwei Vans entdeckte, einen davon von jucy, einem großen Vermieter. Davor lief eine junge Frau herum - Freude kam auf. Nach einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, das sie und ihre zwei Begleiter aus Deutschland kommen, aus München. Schon wieder... :-) Wir haben zusammen zu Abend gegessen, bevor sich jeder in seinen Camper verkroch. Nicht ohne neidische Blicke auf das Doppelbett, das ich für mich alleine habe, statt des schmalen Betts, das sich die drei teilen müssen. Noch ein Fazit: Reist man alleine und in der Nebensaison, sollte man einsame Campingplätze im Wald garnicht erst ausprobieren.

















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