Ich sitze im Terminal 1 des Flughafens in Singapur. Die Geschäfte habe ich mir schon angesehen, es gibt nichts mehr zu tun als auf den Anschlussflug nach Sydney zu warten. Das dauert aber auch nur noch eine Stunde. Wie bin ich hierher gekommen und was ist in den letzten Tagen passiert?
Am 23. hatte ich alle meine Freunde zu meinem Abschied eingeladen. Bei Sekt und italienischem Essen konnte ich allen nochmal tschüss sagen. Auch ein paar kleine Geschenke habe ich bekommen: einen Stoffkiwi, eine "Geldspritze" und einen tollen neuen Kulturbeutel zum Aufhängen. Der Abschied viel da noch nicht so schwer, der Flug war in Gedanken noch weit entfernt und außerdem bin ich allgemein gut darin, negative Gefühle zu verdrängen. Doch je näher der Flug dann doch rückte, umso aufgewühlter wurde ich. Mit einer Mischung aus Angst und Vorfreude habe ich an Ostern den Bekannten und Verwandten von meinen Reiseplänen berichtet. Die richtige Panik bekam ich aber erst wenige Tag vor dem Flug und besonders beim Abschied am Flughafen. Am liebsten wäre ich einfach wieder mit Heim gefahren, so schlecht war mir. Mein Freund und ich haben uns mit meinen Eltern und meiner Schwester zum Essen im Sqaire verabredet - das ist das neue gläserne Ding über dem Fernbahnhof am Frankfurter Flughafen. Danach ging es zum Rucksack einchecken per AirRail ins Terminal 2. Viel war nicht los, warten musste ich nicht. Leider dürfte ich den Backpack aber nicht in die mitgebrachte Schutztüte verpacken, da diese laut der Dame am Schalter zu glatt ist, sodass das Versandetikett nicht hält. Er würde aber extra nach unten gebracht und ihm könne nichts passieren. Ich bin mal gespannt, wie er aussieht, wenn ich ihn in Auckland abhole...
Dann kam der schwierigste Part: der Abschied vor der Passkontrolle. 2 sehr gute Freunde waren auch noch gekommen und ich habe einen leckeren Kuchen im Glas als Verpflegung geschenkt bekommen und mein Geburtstagsgeschenk, das ich dann erst in 2 Wochen öffnen darf. Ich konnte meinem Freund kaum in die Augen schauen, als ich mich dann heulend und schweren Herzens doch verabschieden musste. Zu meinem "Glück" war genau als ich dran sein sollte auch noch ein Schichtwechsel, was die ganze Situation unangenehm in die Länge zog. Durch eine Sicherheitstür (alles war abgesperrt) musste ich dann noch hindurch und durchschritt damit sozusagen symbolisch die Tür zu meinem Abenteuer in der Ferne.
Der Flieger war fast leer, das Boarding ging sehr schnell. Leider saß neben mir ein kleiner Junge, der mir immer wieder gegen das Bein trat oder rumschrie, mich aber ansonsten versuchte zu ignorieren, da ihm die heulende Frau neben sich doch sehr suspekt vorkam. Zudem war er viel zu sehr mit dem Board-Entertainment beschäftigt und hatte die Spiele entdeckt, was er auch gleich lautstark kommentierte. Darüber verpasste er glatt den kompletten Start! Das wäre mir früher nicht passiert! Ich schaute gespannt dabei zu, wie die Hallen des Flughafens immer schneller vorbeiflogen, schmunzelte über den Kommentar aus der Reihe hinter mir - "jetsch gähtsch los!" - und bestaunte dann das schnell unter uns verschwindende Lichtermeer von Frankfurt: Viele weiße und gelbe Lichterschlangen, die sich zu kleinen und großen Knoten trafen, wie glitzernde Inseln in einem schwarzen Meer.
Sobald die Anschnallzeichen aus waren ergriff ich die Flucht vor dem noch immer daddelnden Teenager und suchte mir meine ganz eigene Sitzreihe, in der ich es mir dann mit drei Kissen und hochgelegten Beinen bequem machte. Zum Abendessen gab es bald darauf Schweinefleisch mit Rotkohl und Spätzle (vom Flugbegleiter als "pork with Sauerkraut and spätzels" angepriesen) und gleich zwei kleine Flaschen Weißwein. Bei einer Dokureihe über das Great Barrier Reef und dem ständigen schaukeln leichter Turbulenzen schlief ich langsam ein und wachte erst kurz vor dem Frühstück wieder auf. Während unter mir Koh Phangan und Koh Samui vorbeizogen genoss ich mein Omelette mit Speck.
Der Landeanflug auf Singapur war sehr spannend: von kleinen Inseln mit nur wenigen oder keinen Häusern, über riesige Frachter in ausgebaggerten Fahrrinnen, kleinen Fischerbooten, Fischfallen aus Holzpfählen, Bohrinseln und scheinbar endlosen Palmenplantagen gab es einiges zu sehen. Und dazwischen immer wieder blaugrünes Meer.
Nun habe ich nur noch eine viertel Stunde zu warten. Langsam füllen sich die Reihen vor dem Gate. Bevor man es betreten darf gibt es nochmal eine Handgepäckkontrolle. Dann geht es weiter nach Sydney. Hoffentlich habe ich wieder eine Reihe für mich allein...
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